Berlin. Zahlreiche Protestierende haben einen Wahlkampfauftritt des republikanischen US-Präsidentschaftsbewerbers Donald Trump in einer Sporthalle der Universität in Chicago verhindert. Hunderte Demonstranten, vor allem Schwarze und Latinos, hatten sich unter die Trump-Anhänger in einer Sporthalle gemischt und dort wie auch vor dem Gebäude gegen Trumps rassistische und muslimfeindliche Äußerungen protestiert. »Wir sind keine Vergewaltiger«, stand auf einem Plakat in Anspielung auf Trumps Äußerungen über mexikanische Einwanderer.
Die Wahlkampfshow wurde daraufhin abgesagt. Fernsehbilder zeigten Polizisten in Kampfmontur, die Demonstranten aus dem Gebäude führten. Nach dem Abbruch kam es in der Sporthalle, wo laut CNN etwa 8500 bis 10.000 Menschen versammelt waren, zu chaotischen Szenen und Handgreiflichkeiten zwischen Gegnern und Anhängern Trumps.
Bereits zuvor am Freitag war Trump während eines Wahlkampfauftritts in St. Louis mehrmals durch wütende Zwischenrufe von Demonstranten unterbrochen worden. Der Milliardär hatte selbst durch zahlreiche Äußerungen eine Stimmung der Aggressivität angeheizt. Nachdem Demonstranten Anfang des Monats einen Wahlkampfauftritt in Iowa gestört hatten, hatte er seine Anhänger ermuntert, »sie windelweich zu prügeln« und versprochen, anschließend die Gerichtsgebühren zu zahlen. Als ein Demonstrant Trump in Las Vegas unterbrach, reagierte der Republikaner mit den Worten, er würde ihm am liebsten »ins Gesicht schlagen«. Dies befolgte dann ein Anhänger des Rechtsaußen am Mittwoch bei einer Wahlkampfveranstaltung in North Carolina - und schlug einen schwarzen Demonstranten nieder. Der Trump-Anhänger sagte, beim nächsten Mal »werden wir ihn wohl umbringen müssen«. Trump sagte nach dem Vorfall, er bedaure seine Äußerungen zu Demonstranten nicht: »Insgesamt sind wir sehr milde mit Demonstranten umgegangen, finde ich.«
Trumps parteiinterne Konkurrenten im Kampf um die republikanische Präsidentschaftskandidatur reagierten auf die Vorfälle in Chicago mit Kritik an Trump. »Donald Trump hat Zwietracht gesät und heute Abend die Früchte geerntet, es war furchtbar«, erklärte John Kasich, der Gouverneur von Ohio. Senator Ted Cruz warf Trump vor, er schaffe »ein Umfeld, das zu dieser Art von gewalttätigem Unfrieden anstiftet«. Am kommenden Dienstag stehen Vorwahlen unter anderem in Florida, Ohio und Illinois an. Für die Republikaner sind die Abstimmungen in diesen drei Bundesstaaten von besonderer Bedeutung, weil der Sieger dort jeweils alle zu vergebenden Delegiertenstimmen gewinnt.
Der Milliardär und Unternehmer Trump steuert trotz Gegenwinds aus seiner Partei auf die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner zu. Am Dienstag hatte Trump die Vorwahlen in Michigan, Mississippi und Hawaii gewonnen. Bislang hat er die meisten Delegiertenstimmen, die im Nominierungsprozess ausschlaggebend sind. Die Vorwahlen ziehen sich noch bis in den Frühsommer hin, ehe die Kandidaten offiziell gekürt werden. Nicht ausgeschlossen ist, dass Trump die bei den Republikanern benötigten 1.237 Delegiertenstimmen verfehlt. Dann könnte die republikanische Parteiführung versuchen, auf einem umkämpften Parteitag einen anderen Kandidaten durchzudrücken. Agenturen/nd
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1004927.proteste-stoppen-wahlkampf-von-trump.html