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»Der Radweg ist der neue Catwalk«

Immer mehr Kommunen und Firmen nutzen E-Bikes

  • Harald Lachmann
  • Lesedauer: 3 Min.

98 Prozent aller Bundesbürger können Radfahren, und gut zwei Drittel von ihnen besitzen ein Fahrrad. Da viele über mehrere Bikes verfügen, summiert sich die umweltfreundliche Zweiradflotte in Deutschland auf 72 Millionen Drahtesel - die ihrerseits pro Jahr immerhin knapp 25 Milliarden Kilometer unter die Pneus nehmen. Stark im Aufwind befinden sich zudem E-Bikes, deren Zahl auf deutschen Straßen allein 2015 von 2,1 Millionen auf gut 2,6 Millionen schnellte. Im öffentlichen Raum entstanden hierfür bereits 210 E-Bike-Ladestationen.

Hinter all diesen Daten verbirgt sich längst auch ein gewaltiges ökonomisches Potenzial, das inzwischen auch systematisch erkundet wird. So beleuchtet etwa der Göttinger Gunnar Fehlau, Geschäftsführer der pressedienst-fahrrad GmbH, dieses Thema gezielt unter Trendaspekten. Unter der Überschrift »Wirtschaftskraft Radverkehr und die Wiederentdeckung des Lastenrades« untersuchte er neue Mobilitätsalternativen und glaubt dabei einen »gesellschaftlichen Umbruch im Lifestyle des Rades gegenüber dem Auto« zu erleben.

Inzwischen prophezeit Fehlau sogar: »Der Radweg ist der neue Catwalk«. Was er auch darauf zurückführt, dass »Radfahren eine Bewegung der Bürger« sei.

Auch der Sachse Christoph von Radowitz hat sein Geschäftsmodell auf eine autoärmere Zukunft ausgerichtet. Er betreibt in Leipzig mit einem Partner die Agentur econtact Mobilitätskonzepte: Sie beraten Firmen und öffentliche Einrichtungen dabei, ihre interne Mobilität mit »maßgeschneiderten und intelligenten Mobilitätslösungen« so auszurichten, dass es Kosten senkt, Prozesse optimiert und zugleich die Umwelt schont. Hierbei avisiert er etwa die Optimierung von Fuhrparks, den Service-, Produktions- und Lieferverkehr, Dienstreisen sowie Fahrten zum täglichen Arbeitsplatz.

Laut von Radowitz, der auch Chef der für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zuständigen Landesvertretung des Bundesverbands eMobilität (BEM) ist, können Unternehmen oder Behörden monatlich 255 Euro beziehungsweise 3060 Euro im Jahr sparen, wenn sie für geeignete Touren ihre Pkw durch E-Bikes ersetzen. Zudem seien jene Pedelecs bei Anschaffung und Unterhalt konkurrenzlos günstig, in Städten oft auch deutlich schneller und flexibler als ein Auto - und nicht zuletzt imagefördernd, weil sie einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. So entdeckten auch immer mehr Selbstständige - etwa Notare, Rechtsanwälte, Ärzte und Handelsvertreter - aber auch Kommunalbedienstete den Vorteil moderner Elektroräder für sich.

Speziell an Firmenchefs, Kommunalpolitiker und Einzelhändler adressiert ist das bundesweite Internetportal »Lasten auf die Räder!«. Zu den Initiatoren dieser ersten umfassenden Informationsplattform zum Einsatz von Lastenrädern im Wirtschaftsverkehr gehört Johannes Gruber. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Verkehrsforschung am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Berlin, wo er das Lastenrad-Pilotprojekt »Ich ersetze ein Auto« koordiniert. Dazu beschäftigt er sich eingehend methodisch mit dem rentablen Einsatz von Fahrrädern im Wirtschaftsverkehr.

Auf der 5. Mitteldeutsche Radverkehrskonferenz am 13. April im Rahmen der Leipziger Messe »new mobility« will Gruber etwa »Potentiale des Radverkehrs für Logistikunternehmen« vorstellen. Die Palette, die er hierbei sieht, reicht von Pizzadiensten und Kurierfirmen bis zu größeren Konzepten für die Innenstadtlogistik.

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