nd-aktuell.de / 25.05.2016 / Politik / Seite 2

Ungeliebte Hilfsbataillone

Der Katholikentag will von der AfD nichts wissen

Ist die AfD eine christliche Partei? Aber ja doch - und noch mehr: die wahre christliche Partei! Wer in sozialen Medien etwa den Auftritt der »Christen in der AfD« verfolgt, stößt immer wieder auf diese Selbstverortung. Wie man den »Altparteien« vorhält, die Werte unserer Gesellschaft preiszugeben, werfen AfD-Christen den großen Kirchen vor, die Lehre Jesu zu verraten: Sie hätten längst zu viel Verständnis für Schwangerschaftsabbrüche, für zeitgenössische Lebensmodelle, Rollenverteilungen und Rollenkonflikte, sie betrieben eine Aufgabe der Kernwerte des Christentums. Das ist der Tenor, der aus vielen solchen Stellungnahmen spricht. Und auch jene Front gegen »den Islam« und dessen Symbole, die sich die AfD gerade zum Kernthema macht, wird in diesen Kreisen als pro-christliche Haltung empfunden.

Doch hat das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) keinen Bedarf an solchen Hilfsbataillonen zur Verteidigung des Kirchturms gegen das Minarett. Das Programm der Partei strotze vor »Ressentiments«. Die Verachtung von Menschen dürfe auf einem Katholikentag keinen Raum finden. Man werde nicht mit AfD-Politikern debattieren, bekräftigte im Vorfeld ZdK-Präsident Thomas Sternberg in »Christ und Welt« eine bereits im Winter gefasste Position. Denn es sei »unchristlich«, Menschen »auf ihre ihre nationale Zugehörigkeit zu reduzieren«. Das ist gut katholisch gedacht. Denn gibt es nur eine heilige Kirche, kann es auch nur eine Menschheit geben. Schon historisch waren stets Protestanten anfälliger für Nationalismus; auch jetzt klingen die Gottesanbeter in der Rechtspartei eher evangelikal-freikirchlich als etwa katholisch.

Gleichfalls in »Christ und Welt« bestätigt AfD-Vize Alexander Gauland fast unfreiwillig deutlich die demnach unchristliche Grundhaltung der AfD. »Wir sind keine christliche Partei. Wir sind eine deutsche Partei, die sich bemüht, deutsche Interessen wahrzunehmen«, sagte er in einem Interview. Es gehe ihm nicht um das Christentum, sondern um »das traditionelle Lebensgefühl in Deutschland, das traditionelle Heimatgefühl.« Der Islam aber gehöre als »raumfremde Einwanderung« nicht dazu. vs