Pyrotechnik und Schlägereien sorgten am Ende der Partie zwischen Kroatien und Tschechien für Fassungslosigkeit. Der kroatische Trainer Ante Cacic verurteilte die Ausschreitungen kroatischer Fans. Beim Stand von 2:1 für die Kroaten kam es fast zu einem Spielabbruch. »Das sind keine Fans, das sind Terroristen, das tut so weh. Die machen alles kaputt.« Und weiter: »Das war Terror. Ich nenne diese Leute Hooligans, keine Fans, ihr Platz ist nicht im Stadion. Dasselbe ist schon gegen Italien in Mailand passiert, da gab es Nazi-Zeichen, die ruinieren alles, was wir tun. Das ist eine Schande vor den Augen ganz Europas. Wir sind sehr traurig, obwohl wir ein wunderbares Spiel abgeliefert haben«, hieß es bei ntv[1].
Kurz vor Ende des Spiels zwischen Kroatien und Tschechien kommt es zu unschönen Szenen auf den Rängen. Mehrere Leuchtfakeln fliegen auf den Rasen, anschließend kam es zu Schlägereien im Fanblock – die französische Polzei sah sich das Geschehen aus sicherer Distanz an. Ein Ordner wurde von einem auf ihn geworfenen Böller getroffen und musste medizinisch versorgt werden.
Das Spiel begann bereits emotional, aber völlig ohne Gewalt. Kroatiens Dario Srna trauert derzeit um seinen Vater und brach bei der Einspielung der Hymne seines Landes in Tränen aus.
Englische Fans sorgten ebenfalls für Empörung. Eine Gruppe von ihnen soll in Lille einen bettelnden Jungen dazu gebracht haben, ein Bier auf ex zu trinken, und ihm dafür Geldmünzen entgegen geworfen haben. Der Frankreich-Korrespondent der »Financial Times«, Michael Stothard, machte den Vorfall auf Twitter öffentlich. [2]Es ist nicht der erste Vorfall dieser Art. Wie der Stern [3]berichtet, war bereits vor ein paar Tagen ein Video aufgetaucht, in dem zu sehen ist, wie englische Hooligans mit Münzen nach kleinen Jungen werfen. Die Männer standen im Halbkreis auf einem Platz und warfen grölend mit Geld, während die Kinder umherliefen und es aufsammelten.
Kommentar meiner Köterin zu #ITASVE[4] ....Und ich finde Frau Neumann sollte durchaus Deutschlandspiele kommentieren... pic.twitter.com/7FCfKfsgFE[5]
— (((LaChaotica))) (@Arroakiba) 17. Juni 2016[6]
Update 14.35 Uhr: Späte Tore, rohe Gewalt, zähe Streiks – Eine Woche EM in Frankreich
Seit einer Woche läuft die Fußball-Europameisterschaft in Frankreich. Die ersten 18 Partien sind gespielt. Doch die Euphorie längst gebremst. Statt der erhofften Postkarten-Bilder dominieren Ausschreitungen - und wieder einmal die Terrorgefahr. Mit einer Trauerfeier hat Frankreich am Freitag Abschied von dem am Montag von einem Islamisten ermordeten Polizistenpaar genommen. Staatschef François Hollande würdigte die beiden Toten bei der feierlichen Zeremonie in Versailles als »Helden des Alltags« und nahm sie posthum in die französische Ehrenlegion auf. Die tödliche Messerattacke sei ein Angriff auf ganz Frankreich gewesen, sagte Hollande. In seiner Rede kündigte Hollande auch neue Maßnahmen an, um die Anonymität von Polizisten »und damit ihren Schutz« zu gewährleisten. Genauere Angaben machte der Präsident aber nicht. mit dpa
Der bisherige Verlauf und die Begleiterscheinungen der EM geben auch unserer »Kopfball«-Kolumnistin Miriam Sachs Recht. Sie dachte in ihren Kindertagen noch, Fußball sei eine exklusive Initiative, um Kriege in ein freundlicheres Umfeld zu verlegen. Heute erkennt sie in der Fußballwelt Parallelen zu »Game of Thrones«.[7]
Auf der Berliner Fanmeile zur Fußball-Europameisterschaft ist am Donnerstagabend ein Mann vorläufig festgenommen worden. Wie die Polizei am Freitag mitteilte, soll er vor der Begegnung Deutschland-Polen beim Abspielen der Nationalhymne den »Hitlergruß« gezeigt haben. Der angetrunkene 42-Jährige wurde erkennungsdienstlich behandelt, außerdem wurde ihm Blut abgenommen. Der Polizeiliche Staatsschutz ermittelt nun wegen des Verdachts auf Zeigen von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen.
Die Berliner Fanmeile war zum ersten Gruppenspiel der deutschen Mannschaft gegen die Ukraine am letzten Sonntag eröffnet worden. Bereits nach diesem Spiel hatte es Berichte über eine Gruppe gegeben, die den »Hitlergruß« gezeigt haben und die erste Strophe des »Deutschlandliedes« gesungen haben sollen. Fotos davon waren in Berliner Tageszeitungen und im Internet zu sehen.
Update 10 Uhr: Deutschland besser als Polen
Deutschland gegen Polen war eines der besten Spiele des Turniers, meint unser Fußball-Experte Alexander Ludewig[8]. Die DFB-Elf war von zwei guten Teams das stärkere, so sein Urteil: 63 Prozent Ballbesitz, 15 Torschussversuche und 89 Prozent der Pässe kamen dort an, wo sie es sollten.
Heute um 15 Uhr wird es in Toulouse magisch, denn »Ibrakadabra« betritt den grünen Rasen. Superstar Zlatan Ibrahimovic will das schwedische Team mit allem, was er an Zaubertricks aufbieten kann, gegen Italien zum Sieg führen. Das dürfte nicht gerade leicht werden, denn Italien hat im ersten Spiel gegen Belgien eine taktische Meisterleistung gezeigt. Wie Slatan und die Seinen den massiven Abwehrriegel der Italiener knacken wollen, bleibt abzuwarten.
In Saint-Etienne treten Tschechien und Kroatien um 18 Uhr zum Duell an. Leicht favorisiert gehen die Südosteuropäer in das Match – gegen die Türkei konnten die Mannen um Luka Modrić spielerisch überzeugen. Tschechien steht unter Zugzwang. Sie müssen punkten, sonst ist der Zug ins Achtelfinale abgefahren.
In der gleichen Situation befindet sich die Mannschaft vom Bosporus. Auch sie haben mit Spanien einen schweren Gegner, den mindestens einen Punkt abknöpfen müssen. In Nizza wird um 21 Uhr angepfiffen. Präsident Recep Tayyip Erdoğan wird das Spiel mit Argesaugen verfolgen – bei einem frühzeitigen Ausscheiden der Türken wird er vermutlich Chefcoach Fatih Terim den Prozeß wegen Verunglimpfung des Türkentums machen.
Die Tore fehlten am Donnerstag beim 0:0 der deutschen Fußball-Nationalmannschaft im zweiten EM-Vorrundenspiel gegen Polen - die Einschaltquote aber legte im Vergleich zum Auftakt gegen die Ukraine zu: 27,32 Millionen Zuschauer verfolgten am Donnerstag ab 21 Uhr im ZDF die Begegnung gegen Polen. Der Marktanteil betrug 73,3 Prozent. Den 2:0-Sieg gegen die Ukraine hatten am Sonntag 26,57 Millionen Menschen (68,5 Prozent) gesehen. Nicht eingerechnet sind all die Fans, die beim Public Viewing in Kneipen oder auf öffentlichen Plätzen mitfieberten.
Jogi Löw musste in den vergangenen Tagen so einiges an Spott über sich ertagen. Der Grund: Der DFB-Auswahltrainer hatte sich im Auftaktspiel gegen die Ukraine da hingefasst, wo sich Männer manchmal eben hinfassen, wenn es zwickt. Der Griff in die Hose wurde von einem Kamerateam bemerkt – und schon hatte er die Lacher auf seiner Seite.
Doch der Bundes-Jogi hat aus seinen Fehlern gelernt. Bei der gestrigen Begegnung gegen Polen. Neben dem Griff in die Hose fehlte aber leider auch ein Treffer der DFB-Elf. Immerhin wurde es kein Schuss in die Hose für Jogis Jungs, denn der Gegner traf ebenfalls nicht.