Berlin. Der Filmregisseur, Autor und Oscarpreisträger Michael Moore ist sich sicher, fast jedenfalls: Donald Trump wird kommender US-Präsident. In einem Beitrag bezeichnet der mit seinen Dokumentationen bekannt gewordene Gesellschaftskritiker den Kandidaten der Republikaner als »elenden, ignoranten, gefährlichen Teilzeit-Clown und Vollzeit-Soziopath«. Es sei ein Fehler, zu glauben, die Bevölkerung in den USA würde den rechtspopulistischen Immobilienmilliardär ja doch nicht wählen. Es habe sich im Rennen um die Kandidatur gezeigt, dass dem Bewerber mit vernünftigen Argumenten nicht beizukommen ist. Daran seien schon seine innerparteilichen Konkurrenten gescheitert.
Moore nennt fünf Gründe, warum Trump die Wahlen im November für sich entscheiden werde. Sein Wahlkampf, so glaubt der Dokumentarfilmer, werde sich auf den »Rust Belt« konzentrieren, den Rostgürtel der USA, in dem sich die älteste Industrieregion des Landes erstreckt. In den vier Bundesstaaten Ohio, Michigan, Pennsylvania und Wisconsin werde Trump mit seiner Rhetorik auf Zustimmung stoßen. Viele Menschen dort fühlten sich wegen der sozialen Lage abgehängt, deprimiert und verbittert. In den alten Arbeiterhochburgen könne Trump neue Wählergruppen mobilisieren, hauptsächlich in der weißen Bevölkerung. Es handelt sich bei den »Rust Belt«-Staaten zudem teils um so genannte Swing States, die wahlentscheidend sind, weil hier das Rennen zwischen Republikanern und Demokraten besonders knapp ausfällt, da keine der beiden Parteien eine »sichere«, traditionelle Mehrheit hat. Die Parteien konzentrieren deshalb auch hier ihren Wahlkampf.
Moore glaubt zudem, dass der Wahlkampf vom Motiv des »wütenden weißen Mannes« und seiner Angst vor dem Verlust von Macht geprägt sein wird. Es gebe bei vielen weißen US-Amerikanern das Gefühl, dass die Dinge aus dem Ruder gelaufen seien, nach acht Jahren mit einem schwarzen Präsidenten an der Spitze wollte diese konservativ denkende Schicht keinesfalls, dass nun eine Frau übernimmt. Moore sieht hier eine Art Kulturkampflinie, die durch das Zentrum des Wahlkampfes verlaufe und an der Hillary Clinton wenig Land gewinnen könne.
Die designierte Bewerberin der Demokraten sei zudem unbeliebt, so Moore. »Seien wir ehrlich: Unser größtes Problem hier ist nicht Trump - es ist Hillary«, schreibt der Filmemacher. Fast 70 Prozent der Stimmberechtigten hielten die Demokratin für nicht vertrauenswürdig und unehrlich. Es gebe auch anders als im Wahlkampf von Barack Obama vor acht Jahren keine Begeisterung. Hinzu komme: Viele Unterstützer des linken Mitbewerbers Bernie Sanders, der in den Vorwahlen der Demokraten knapper als zunächst erwartet unterlegen war, werden nach Moores Prognose aus Enttäuschung nicht in die Wahllokale gehen.
Schließlich und fünftens: Die Abneigung gegen das politische Establishment sei so verbreitet, dass viele zu einer Protestwahl bereit seien, selbst wenn diese einen Kandidaten wie Trump zum Präsidenten macht. Moore spricht hier von einem »Jesse-Ventura-Effekt«, benannt nach dem Sieger der Gouverneurswahl von Minnesota von 1998 - ein Profi-Wrestler, der sich damals mit einem Anti-Politiker-Wahlkampf gegen die Kandidaten von Demokraten und Republikanern durchsetzte.
»Die Wut, die so viele auf das kaputte politische System haben, wird Millionen für Trump abstimmen lassen - nicht weil sie mit ihm einverstanden sind, nicht weil sie seine Bigotterie oder sein Ego mögen, sondern allein, weil sie es können. Nur weil dies alles über den Haufen werfen würde und sich Mamma und Papa darüber verrückt ärgern werden.«
Moore schildert dies an dem Beispiel, wie er auf dem Weg in sein Hotel von einem Mann aufgehalten wurde, der ihm erklärte: »Mike, wir müssen für Trump stimmen. Wir müssen die Dinge aufrütteln.« Allerdings hat auch Moore nicht alle Hoffnung fahren lassen. Er beendet seinen Text mit den Worten: »Und in der nächsten Woche werde ich euch sagen, wo Trumps Achillesferse liegt und wie man ihn schlagen kann.« nd
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1020013.hautsache-protest-selbst-mit-trump.html