nd-aktuell.de / 10.09.2016 / Kultur / Seite 9

Plädoyer für Burkas

Auf Facebook ging jetzt ein Foto um, das einen Bus zeigt, in dem scheinbar vollverschleierte Frauen sitzen: »Soweit ist die Islamisierung Berlin schon fortgeschritten.« Indes: Die Sitzbezüge täuschten das Auge. Die Topmeldung der Woche jedoch war: Der IS habe in Mossul die Burka verboten. Aus Sicherheitsgründen. Mehrere IS-Kommandeure seien von vollverschleierten Attentätern oder Attentäterinnen zur Strecke gebracht worden, hieß es zur Begründung. Ob wahr oder nicht wahr - ein famoser Witz. Offenbar wollen selbst IS-Schergen nicht vor ihrer Zeit ins himmlische Paradies gesprengt werden. Sie glauben wohl selbst nicht daran, dass ihrer dort 72 Jungfrauen harren. Was sagt der Koran übrigens über deren Bekleidung? Tragen sie Burkas? Und wenn ja, was darunter?

Die CSU forderte erneut ein Verbot der Vollverschleierung. Herrschaftszeiten! Den Bayern sollte die Burka verordnet werden! Allen lederkrachenden Seppls und beschwipsten Dirndls. Kann man das Burka-Gebot noch zum Oktoberfest durchsetzen? In anderen deutschen Landstrichen wünschte man sich eine Ästhetikpolizei, befugt, allen schwergewichtigen Mädels und Jungs eine Burka überzuwerfen, die sich bar jeden Mitleids für Mitbürger in die engsten Leggins und Schwitz-, äh, Stretch-Shirts, knappste Shorts und ausgeblichene Turnhemden zwängen. Alexander Dobrindt, Träger der schrägsten Anzüge und Anwärter auf den Orden für den schlechtesten Geschmack, sei eine Burka unbedingt empfohlen. Es sei denn, er verzichtet auf Interviews vor der Kamera. Es gibt noch den Rundfunk. Unser sozialdemokratisches Brüderle Sigmar Gabriel würde jede Burka gut ausfüllen. Und verhüllte Abgeordnete sind schwer namentlich zur Verantwortung zu ziehen, wenn sie wider das Wohl des Souveräns abstimmen. Alles triftige Gründe für ein vollverschleiertes Deutschland. Gibt es eigentlich Burkas in Burkina Faso? ves

Foto: AFP/Shah Marai