Er hatte viele Pseudonyme: Rico Gala, Robert Landmann, W.A. Fieldmann und W.A. Kermann. Aber daran wird es wohl nicht liegen, dass sein Name heute nur noch wenigen etwas sagt. Er scheint vergessen. Gut, dass Hans Mayer, 1951 in Baden-Württemberg geboren und mit Herzblut Wahlberliner, an Werner Ackermann erinnert. Er hat die erste umfassende Würdigung des Schriftstellers, Verlegers, Übersetzers und Miteigentümers der Künstlerkolonie Monte Verità in der Schweiz verfasst. Einfühlsam rekonstruiert der Autor, von Haus aus Soziologe, ein bewegtes Leben, das am 28. Dezember 1892 in Antwerpen begann und am 10. Mai 1982 in Mbabane, Swasiland, endete.
Buch im nd-Shop bestellen:
* Hans Mayer: Das Glückskind vom Monte Verità. Das Leben des Schriftstellers Werner Ackermann. Trafo. 305 S., br., 26,80 €.
Schon während seiner Schulzeit verfasste der Sohn eines Buchhändlers, der aus Sachsen nach Belgien ausgewandert war, Theaterstücke, die er an Max Reinhardt schickte. Der berühmte Intendant ermunterte ihn, das Schreiben zur Profession zu machen. Gesagt, getan. Zu Ackermanns erfolgreichsten Werken für Bühne und Buchmarkt gehören »Flucht nach Shanghai«, »Kleists Tod«, »Matteotti besiegt Mussolini«, »Kinder aus Spanien«, »Langusten für das Volk« und »Urwald in der großen Stadt«.
Ackermann war ein politisch hoch sensibler Literat, lässt sich allerdings in keine Schublade pressen, wie Mayer informiert. Er war Humanist, Anarchist, Kommunist und - interessant gerade in heutiger Flucht- und Vertreibungszeit - Gründer der Cosmopolitischen Union. In den ersten beiden Artikeln ihrer Grundsätze hieß es: »Jeder hat das Recht zum Austritt aus dem Staat.« Und: »Cosmopoliten besitzen überall Einreise-, Niederlassungs- und Arbeitsrecht.« Die zehn Artikel umfassende Deklaration von 1930, die gleichsam bereits den großen Exodus aus Nazideutschland antizipierte, ist im Anhang abgedruckt, nebst einer biografischen Chronik.
Ackermann emigrierte 1933 in die Türkei, arbeitete kurzzeitig an der von Thomas Mann herausgegebenen Exil-Zeitschrift »Die Sammlung« mit, lebte in Brüssel und Paris, wo er zur Wehrmacht eingezogen wurde. Nach dem Krieg trat er der VVN bei. 1951 floh er vor der Restauration in der Bundesrepublik nach Südafrika, wo er Erinnerungen an die Künstlerkolonie Monte Verità niederschrieb. An die publizistischen Erfolge in der Weimarer Republik konnte er nicht mehr anknüpfen. Ein spannendes Porträt eines außergewöhnlichen Mannes.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1033143.schillernder-literat.html