nd-aktuell.de / 09.12.2016 / Brandenburg / Seite 10

Schulen oft nur kommissarisch geleitet

Rochus Görgen

Der zunehmende Lehrermangel macht sich auch an den Spitzen der Schulen Brandenburgs bemerkbar. Zuletzt war bei den 744 Schulen in öffentlicher Trägerschaft jeder zwölfte Schulleiterposten lediglich kommissarisch besetzt. Das teilte das Bildungsministerium in Potsdam auf Anfrage mit. Dies entspricht 62 Stellen oder 8,33 Prozent.

Teils werden freie Chefposten im Land aber auch nicht dauerhaft nachbesetzt, weil etwa der Schulstandort nicht gesichert ist oder der eigentliche Amtsinhaber für längere Zeit erkrankt ist. Rechnet man diese Fälle heraus, so waren zum Stichtag 1. August noch 50 Stellen zu besetzen, erläuterte der Sprecher des Bildungsministeriums, Ralph Kotsch. Das entspreche dann immer noch 6,72 Prozent aller Schulleiter-Posten im Land.

»Schon heute ist es sehr schwierig, die offenen Stellen zu besetzen«, sagte der Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Günther Fuchs, zur aktuellen Lage. »Bleibt es bei den bisherigen Regelungen für die Arbeit der Schulleitung, dann wird sich die Situation weiter verschärfen.« Schließlich würden in den kommenden Jahren viele Schulleiter aus Altersgründen ausscheiden.

Die GEW fordert deshalb, den Job des Schulleiters attraktiver zu machen. »Die Laufbahnen und die Eingruppierung der Schulleitungen müssen spürbar erhöht werden«, sagte Fuchs. Außerdem müssten die Schulleiter als Ausgleich für ihre Leitungsfunktion stärker vom Unterricht befreit werden. »Dies gilt insbesondere auch für die Schulleitungen an kleinen Schulen«, erklärte Fuchs. Eine weitere Forderung ist, dass jede Schule eine Schulsekretärin haben müsse.

Experten warnen schon seit mehreren Jahren vor einem zunehmenden Schulleitermangel in Deutschland. Hintergrund ist, dass bundesweit viele Lehrer 50 Jahre und älter sind. Der Verband Bildung und Erziehung (VDE) schlug bereits vor fünf Jahren Alarm und forderte eine bessere Bezahlung und eine stärkere Unterrichtsfreistellung bei kleinen Schulen. dpa