Berlin. Etwa jeder fünfte Beschäftigte in Deutschland arbeitet für einen Niedrigstundenlohn von weniger als zehn Euro, in Ostdeutschland sogar mehr als jeder Dritte. 2014 lag die Niedriglohnquote in den neuen Bundesländern bei 34,5 Prozent aller Beschäftigten, in den alten Ländern einschließlich Berlin bei 19,3 Prozent, wie die Zeitungen der Funke-Mediengruppe am Sonntag unter Berufung auf Daten aus dem Bundesarbeitsministerium berichteten.
Die Zahlen hatte demnach der LINKEN-Fraktionsvize Klaus Ernst von der Bundesregierung angefordert. Die geringste Niedriglohnquote weist mit 15,5 Prozent Hamburg aus. Die höchste wurde mit 35,5 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern verzeichnet, gefolgt von den übrigen ostdeutschen Ländern mit jeweils mehr als 33 Prozent.
In Westdeutschland geht der Trend stärker Richtung Niedriglohn. In Betrieben mit mehr als zehn Beschäftigten lag der Anteil der Niedriglohnmpfänger 2006 noch bei 16,4 Prozent, 2014 waren es 18,4 Prozent. In Ostdeutschland sinkt die um einiges höhere Quote hingegen.
Wie die Bundesregierung dem Bericht zufolge in ihrer Antwort an die LINKE mitteilt, lag die Niedriglohnschwelle nach der jüngsten Verdiensterhebung im Jahr 2014 bei zehn Euro Bruttostundenlohn beziehungsweise 1993 Euro Monatslohn für einen Vollzeitbeschäftigten. Nach der offiziellen Definition der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) wird die Grenze zum Niedriglohn bei zwei Dritteln des mittleren Lohns der Beschäftigten gezogen.
Der LINKEN-Politiker Ernst wertete die Zahlen als Beleg, dass die Ungleichheit bei der Entlohnung in Ost und West »eine Demokratiebremse und eine hohe Hürde für die deutsche Einheit« sei. Scharfe Kritik an der Sozialpolitik der Bundesregierung übt auch der Linksfraktionschef Dietmar Bartsch. Angesichts eines Niedriglohns von 10 Euro die Stunde bleibe der Mindestlohn von 8,84 Euro die Stunde zu niedrig. »Der Mindestlohn muss zügig auf 12 Euro angehoben werden und die systematische Abkoppelung des Ostens umgehend beendet werden«, schreibt Bartsch auf seinem Facebook-Profil[1]. Nur so könnten Kinder-, Erwerbs- und Altersarmut beendet werden.
Die Zahlen von Eurostat für 2014 [2]zeigen, dass der Niedriglohnsektor in Deutschland besonders groß ist. Am häufigsten Menschen erhalten demnach in Lettland, Rumänien, Litauen, Polen und Estland niedrige Löhne. Gleich dahinter folgt bereits Deutschland. Slowenien, Bulgarien, Italien oder Spanien haben einen kleineren Niedroglohnsektor. Am wenigsten Niedriglöhne werden in Schweden, Belgien und finnland ausgezahlt. ek mit Agenturen