Die Macht der Anderen
Klaus Joachim Herrmann über den Abschied des US-Sicherheitsberaters
Der Sicherheitsberater des US-Präsidenten musste gehen. Ausgerechnet ein General mit einschlägiger Erfahrung wurde abgehört, vorgeführt und abgeschossen - von den eigenen Geheimdiensten. Diese selbst waren kurz zuvor schmerzlicher Demütigung ausgesetzt. An den auch von ihnen herbeigelogenen Irak-Krieg hatte Präsident Trump erinnert.
Der neue Mann in Washington setzte schon im Wahlkampf auf eine Besserung der Beziehungen mit Moskau und bekommt nun die Macht der Anderen zu spüren. Eine gewisse Ironie hat, dass statt unauffindbarer Russen die eigenen Lauscher den Vertrauten des Präsidenten ausspionierten. Sogar Moskaus Mann in Washington holten sie ins Spiel. Dessen unfreiwillige Mitwirkung offenbart zusätzlich aber nur, dass das diplomatische Telefon den US-Behörden so viel Immunität wert ist wie ein deutsches Kanzlerinnenhandy.
Obwohl General Flynn mit und wohl auch für die Russen sprach, ging es um ihn nicht zuerst. Die Aufdeckung seiner vorgeblichen Verfehlung zielt auf den Chef und die von ihm angekündigte Änderung der strategischen Orientierung der US-Außenpolitik gegenüber Moskau. Die Geheimdienste wiederum wollen Russland als Feind- und Schreckbild nicht aufgeben - wer hat nun die Macht in Washington?
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