Berlin machts den Frauen schwer

Die Volleyballerinnen des Köpenicker SC stehen vor einer ungewissen Zukunft

  • Klaus Weise
  • Lesedauer: 4 Min.

Die Meisterschaftsentscheidung im Volleyball steht bevor. Aber Berlin hat damit nichts mehr zu tun, Brandenburg auch nicht. Der Köpenicker SC, seit 2005 in der 1. Liga, hat die Pre-Playoffs gegen Aachen verloren und schloss die Saison als Neunter ab. Der SC Potsdam, Vierter der Hauptrunde, musste sich im Best-of-Three-Viertelfinale etwas überraschend dem VC Wiesbaden mit 1:2 beugen und belegte Platz fünf in dieser Spielzeit.

Während bei den Brandenburgerinnen aber die Zukunft durchaus positiv scheint, brennt in Berlin - etwas zugespitzt, doch in der Sache durchaus zutreffend - der Volleyballbaum. Wieder einmal, denn das gab es im vergangenen Jahrzehnt seit dem Aufstieg des Köpenicker SC schon des öfteren. Drohte in den Anfangsjahren der Erstklassigkeit wiederholt der sportliche Abstieg, so sorgen jetzt die Lizenzauflagen und der finanzielle Unterbau für Existenzprobleme. Sportlich haben sich die Köpenickerinnen etabliert, schafften in der vergangenen Saison die Playoffs und wurden Achte. In dieser Spielzeit reichte es mit neuem Personal und Ex-Nationalspieler Manuel Rieke (SC Charlottenburg, Netzhoppers KW) als Trainer für die Preplayoffs und zum respektablen Rang neun.

Seit Mitte März ist somit die 12. Saison für den KSC in der Bundesliga vorbei - ob es eine 13. geben wird, steht in den Sternen. »Trotz aller finanziellen Widrigkeiten, über die am Ende der vergangenen Saison zu berichten war, hat der KSC am 31. März die Erstligalizenz für die Saison 2017/2018 beantragt«, heißt es auf der Internetseite des Vereins. Um diese auch zu bekommen, »bedarf es freilich in den nächsten Wochen und Monaten noch ganz erheblicher Anstrengungen«. Für den geplanten 430 000-Euro-Etat besteht laut Catrin Peters, Geschäftsführerin der Spielbetriebs GmbH, eine Unterdeckung von 100 000 Euro, die es durch Gewinnung neuer Sponsoren zu beheben gilt. Die verbleibende Zeit ist knapp. Bei der Volleyball-Bundesliga muss bald die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit nachgewiesen sein, Ende Mai werden die Lizenzen erteilt.

Die Hauptstadt scheint seit den 90ern eher nicht zu den präferierten Standorten für Volleyball in Deutschland zu gehören. Nachdem der CJD Berlin - partiell Nachfolgeverein des namhaften SC Dynamo, 1993 und 1994 Deutscher Meister sowie ab 1992 vier Mal in Serie Pokalsieger - 1999 zu den Volley Cats wurde, die 2002 insolvent gingen, blieb noch für kurze Zeit der VC 68 Zeuthen-Eichwalde. Dann wurde der KSC zur Berliner Nummer eins. Dessen Perspektive speiste sich vor allem aus der Kooperation mit der Flatow-Sportschule in Köpenick und brachte Ausnahmetalente wie Laura Ludwig (Beachvolleyball-Olympiasiegerin 2016), Saskia Hippe oder Sandra Sydlik hervor. 2007 wurde nach zwölf Jahren nachgewiesen erfolgreicher Nachwuchsarbeit, die neben vielen Jugendtiteln in besagtem Erstligaaufstieg gipfelte, die Volleyballklasse an der Schule aufgelöst.

Das ist zweifellos ein Grund dafür, dass Spitzenvolleyball seitdem in Berlin nicht mehr zu haben ist. Alle Sponsoren müssen aus der Privatwirtschaft akquiriert werden, die angesichts begrenzter Vermarktungschancen jedes Investment mehrfach überdenkt. Zwar sind alle »alten« Unterstützer dem KSC treu geblieben, haben aber die Zuwendungen zum Teil erheblich reduziert. Es gebe zwar ein paar »positive Signale« von Partnern, sagt Pressesprecher Burkhard Kroll vorsichtig, »aber echt Befreiendes und Problemlösendes ist noch nicht zu vermelden«. Der Stadtbezirk kann nicht allzu viel machen, um nicht eines der Aushängeschilder neben dem 1. FC Union zu verlieren. Auf dessen Gelände steht auch die Hämmerlinghalle (gern auch »Hölle« genannt), die Heimspielstätte des KSC. Bezirksbürgermeister Oliver Igel hat eine Empfehlungsschreiben verfasst. Damit »wir Unternehmen besser ansprechen können«, zeigt sich Kroll für kleine Hilfen dankbar.

Klar aber ist: Kleine Hilfen reichen nicht aus, wenn weiterhin Erstligavolleyball in Berlin zu erleben sein soll. Einen »Aufschrei« in der Sportpolitik oder in den Medien hat es bislang nicht gegeben. Der Verein aber braucht die Öffentlichkeit, um das existenzielle Problem zu stemmen. An den festen Kosten, sagt Kroll, könne man nichts mehr sparen. Allein an die Liga seien 30 000 Euro zu zahlen, auch Fahrt-, Wohnungs- oder Hotelkosten für Spielerinnen seien fixe Summen. Also blieben nur die »Personalkosten«. Trainer Manuel Rieke sei ein Angebot mit deutlich reduziertem Honorar gemacht worden, den Aktiven ebenfalls. »Es ist klar, dass das keine Begeisterung auslöst«, so Kroll. Eine Mannschaft mit rund einem Dutzend »erstligafähigen« Frauen zusammenzubekommen, jung und in anderen Klubs vielleicht ohne echte Einsatzchance, die mehr sein könne als Dauerverlierer und Abstiegskandidat, sei unter diesen Umständen so etwas wie die Quadratur des Kreises.

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