Ein bisschen kommt der souveräne Andreas Gebhard, Mitgründer der re:publica, am Anfang doch ins Grübeln. »Mir fällt es immer noch nicht leicht, zu beschreiben, was wir eigentlich machen«, erklärte er schmunzelnd auf einer Pressekonferenz am Freitagvormittag in der Kreuzberger BRLO-Brauerei.
Die vom 8. bis zum 10. Mai im Messezentrum »Station« stattfindende Veranstaltung ist wohl von allem etwas: Konferenz, Netzwerktreffen, Kunstraum, Workshopanbieter, Ideeninkubator sowie Präsentationsort neuer Technologien, Start-ups und Trends. Ein »Zukunftsspielplatz«, fasst Programmkoordinatorin Alexandra Wolf zusammen. Bereits im vierten Jahr in Folge wird die re:publica parallel mit der Media Convention Berlin (MCB) organisiert, insgesamt findet sie zum elften Mal statt.
Das Angebot ist umfangreich: Über 450 Vorträge und Diskussionen werden auf 19 Bühnen abgehalten, rund 8000 Gäste aus mehr als 60 Ländern sowie 700 Journalisten sollen erscheinen. Als Sprecher sind zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik, Medienbranche und Journalismus angekündigt. So sollen unter anderem Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD), Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) sowie Innenminister Thomas de Maizière (CDU) zu aktuellen Fragen zwischen Netzpolitik und Netzwirtschaft Stellung beziehen.
Im medialen Bereich diskutieren Journalisten von »Spiegel Online«, der BBC und »Perspective Daily« über Fake News und Glaubwürdigkeitsprobleme traditioneller Verlage. Vertreter von »bento«, »ze.tt« und »JETZT« besprechen darüber hinaus, wie man jüngere Menschen im Wahljahr mit politischen Themen effektiver erreichen kann. Es wird in den Diskussionsrunden aber auch um technische Fragen gehen, wie den Einfluss von Nachrichtenalgorithmen in sozialen Netzwerken sowie die Möglichkeiten durch Virtual-Reality-Instrumente oder Hologramme. Die Veranstalter wiesen stolz darauf hin, dass knapp die Hälfte aller Sprecher weiblich sind.
Der re:publica-Verantwortliche Markus Beckedahl erklärte, dass als Kernthema dieses Jahr die Presse- und Kommunikationsfreiheit einen besonderen Stellenwert einnehmen soll. »Wir haben gemerkt, dass viele Sprecher letztes Jahr nicht zu uns kommen konnten, weil sie im Gefängnis saßen«, so der Chefredakteur von Netzpolitik.org. Man wolle Solidarität ausdrücken und Journalisten aus der Türkei, Ägypten, Polen und Ungarn auf der Veranstaltung die Möglichkeit geben, über ihre schwierigen Arbeitsbedingungen zu berichten.
Auch der offizielle Name der re:publica »Love Out Loud« drücke den politischen Anspruch aus. Zum einen spiele der Ausdruck auf die populäre Onlineformulierung »LOL« (Laughing Out Loud; laut lachen) an. Andererseits ersetze er »Lachen« durch »Liebe«, um dem allgegenwärtigen Hass im Internet etwas entgegenzusetzen. Laut Mitorganisator Johnny Haeusler sei es nun auch in der Netzpolitik-Szene an der Zeit für Realismus: »Die Hippiezeiten sind vorbei.«
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1048815.spielplatz-der-zukunft.html