Falsch abgebogen
Markus Drescher über den Wahlverlierer SPD
Die SPD hat verloren. Torsten Albig hat verloren. Martin Schulz hat verloren. Die Genossen sollten sich nach der Wahl in Schleswig-Holstein ganz schnell vom Bild des Schulz-Zuges verabschieden, denn nach den Schlappen im Saarland und nun im hohen Norden drängt sich der Eindruck auf, dass der nicht zum Sieg, sondern aufs Abstellgleis fährt. Für Angela Merkel und die CDU stehen die Zeichen dagegen auf Durchfahrt - wieder bis ins Kanzleramt?
Dass sie von den Genossen daran gehindert werden kann, ist zwar angesichts der noch relativ langen Strecke bis zur Bundestagswahl nicht unrealistisch. Doch dafür müsste die SPD noch ein paar mehr begeisterte Mitfahrer, sprich Wähler, finden.
Viele warten doch geradezu auf einen Lokführer, der die Bundesrepublik ein paar Haltestellen näher Richtung soziale Gerechtigkeit fährt, wie der erste Hype um Schulz gezeigt hat. Eine vage Ankündigung eines hemdsärmligen Typen aus Brüssel ließ zwar die Ticketverkäufe in die Höhe schnellen. Doch nahm Schulz seitdem die falsche Strecke, um ja nicht in die Nähe der Linkspartei zu geraten. Lieber ließe er da schon die FDP zusteigen.
Um mit denen bei mehr Gerechtigkeit anzukommen? Mit Sicherheit nicht. Schulz hat es für kurze Zeit geschafft, Tempo aufzunehmen. Doch wer den Leuten vorgaukelt, sie hätten eine Reise mit der Sozialdemokratie im besten Sinne gebucht, die dann doch wieder nur zur ollen SPD führt, wird nicht mehr als Schaffner unter Merkel.
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