Die Angst der SPD
Angst erzeugt Stress, und Stress ist eine denkbar schlechte Voraussetzung, um rationale Entscheidungen treffen zu können. Stress blockiert das Denken, denn in Situationen, in denen wir unter Stress stehen, schüttet das Gehirn Noradrenalin aus. Dieser Botenstoff, so lehrt uns die Hirnforschung, lässt uns zwar blitzschnell reagieren, schaltet aber weite Teile des Gehirns ab. Es kommt zu einem sogenannten Tunnelblick; wir nehmen die Welt um uns herum nur noch eingeschränkt wahr.
Auf der Flucht vor einem Säbelzahntiger oder im Kampf Mann gegen Mann in den Armeen der Vorzeit war das sicherlich für das Überleben hilfreich. Noradrenalin verhindere aber, so die Hirnforschung weiter, dass wir rationale Entscheidungen treffen. Sinnbildlich ist damit gemeint, dass wir panisch drauflosrennen oder wild mit dem Schwert um uns schlagen und nicht nachdenken, bevor wir handeln.
Rettungsmediziner werden daher auf ihre ersten Einsätze bei Unfällen penibel mit einem speziellen Training vorbereitet. Ein guter Klinikarzt kann am Unfallort komplett versagen, wenn er sich auf den erstbesten Verletzten stürzt, obwohl ein anderer viel dringender Hilfe braucht.
Der Homo politicus versagt in seiner Unterart des SPD-Politikers auf ähnliche Art und Weise. Er verrennt sich planlos und fuchtelt mit Argumenten herum, die keinen vernünftigen Sinn ergeben und tut damit genau das Falsche. Am Sonntag sind in Nordrhein-Westfalen Landtagswahlen. Nach den Niederlagen der SPD im Saarland und in Schleswig-Holstein hat die SPD-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft dieser Tage erklärt, sie schließe eine Koalition mit der Linkspartei kategorisch aus.
Man muss diese Äußerung im Gedächtnis behalten, denn eines Tages wird man sich an sie erinnern müssen, wenn nach den Ursachen des Niedergangs der deutschen Sozialdemokratie geforscht wird und man sich fragt, warum sie das gleiche Schicksal ereilte wie die Sozialdemokratie in Frankreich. jam Foto: iStock/urbancow
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.