nd-aktuell.de / 07.06.2017 / Politik / Seite 12

Vierbeinige Waldarbeiter treffen sich am Parcours

Zur Offenen Landesmeisterschaft Sachsen-Anhalts im Holzrücken mit Pferden erwartet Braunschwende Teilnehmer aus acht Bundesländern

Wolfgang F. Salzburg

Direkt an der Grenze des Unterharzes liegt Braunschwende, von der anhaltischen Seite Brunschwenge und von der mansfeldischen her Basching genannt. Autoreisende, die den Harz über die B 242 erreichen wollen, nehmen den von der Bundesstraße etwas abgerückten Ort kaum wahr. Trotzdem liegt Braunschwende nicht am Ende der Welt. Leben und feiern lässt es sich dort jedenfalls nicht schlecht.

Dafür sorgt nicht zuletzt der Kultur- und Traditionsverein e. V. Er organisiert die Höhepunkte des Jahres. Das Kinderfest am ersten Juni-Wochenende und das Dorffest immer am zweiten Wochenende im Juli, zu dem es schon so manchen Stargast nach Braunschwende verschlug. Nicht mal mehr 500 Einwohner zählt das Dorf. Doch wenn gefeiert wird, dann übersteigt die Zahl der Gäste oft die der Einwohner um ein Vielfaches.

Das sollte auch am 17. und 18. Juni 2017 der Fall sein. Denn da findet zum wiederholten Male die offene Landesmeisterschaft Sachsen-Anhalt im Holzrücken statt. Rund fünfzig Teilnehmer mit ebenso vielen Pferden aus acht Bundesländern, aus Österreich und der Schweiz werden in den Klassen Einspänner und Zweispänner an den Start gehen.

Der Parcours hat jeweils zwölf Stationen. Die Bewertung erfolgt wie beim Springreiten, überzogene Zeit und Fehler werden vom Ergebnis abgezogen. Zwanzig Sponsoren helfen mit Spenden, Futter und logistischer Unterstützung bei der Unterbringung und Versorgung der Tiere.

Doch was ist eigentlich Holzrücken? Früher war es der Bauer, der im Winter seinen Wald in Ordnung brachte und im Holzrücken versiert sein musste. So konnte er mit dem Holz im Winter zuverdienen. Holzrücken ist also keine sportliche Disziplin mit Aussicht auf olympische Ehren. Für den Bauern und den Forstarbeiter heute ist es bei aller Technisierung eine unabdingbare Fertigkeit, Baumstämme aus unwegsamem Gelände zu bergen, dort wo die Technik versagt.

Und da ist sie wieder, die jahrtausendalte Symbiose zwischen Mensch und Tier, die nicht vergessen, aber unserer Betrachtung entrückt ist, der Gleichklang, einem gemeinsamen Ziel zu dienen. Auf der einen Seite der Mensch, auf der anderen das an Masse viermal schwerere Pferd.

Wer schon einmal beim Holzrücken zugesehen hat, weiß von der Begeisterung, wenn die Stämme geradezu millimetergenau an den Hindernissen des Parcours vorbeigleiten und den Platz einnehmen, der ihnen zugewiesen wird. Das erfordert großes Geschick vom Gespannführer wie vom Pferd gleichermaßen. Zur Meisterschaft zugelassen sind Pferde aller Rassen. Die Tiere sollten mindestens vier Jahre alt sein, 400 Kilogramm auf die Waage bringen und mit dem Holzrücken vertraut sein. Das sind die Bedingungen für den Start.

Aber wer sind die Teilnehmer, die sich diesem Wettbewerb stellen? Es sind Profis und Amateure, die unterschiedlicher nicht sein könnten, die aber eines verbindet - die Liebe zu ihren Pferden und zur ökologischen Forstwirtschaft. Ja, Profis gibt es tatsächlich noch, die mit Holzrücken ihren Unterhalt bestreiten. Doch sind sie eher selten geworden.

Aber an diesem Wochenende in Braunschwende zählt für alle nur eines: die Teilnahme und die Freude, mit Gleichgesinnten ihre Leidenschaft an die Grenze der Perfektion zu führen. Den rund tausend Besuchern der offenen Landesmeisterschaft im Holzrücken, die die Veranstalter erwarten, bleibt nur eines zu wünschen - gutes Wetter und viel Vergnügen!