nd-aktuell.de / 03.08.2017 / Politik / Seite 7

Soldaten gegen Bodenschätze

Präsident Trump rechnet Afghanistan-Nutzen aus

René Heilig

Bei einem Selbstmordanschlag der Taliban auf einen Militärkonvoi in der südafghanischen Provinz Kandahar sind zu Wochenbeginn zwei US-Soldaten getötet worden. Die beiden gehörten zum NATO-Einsatz »Resolut Support«, der eigentlich ein beratender sein soll. 13 500 Mann aus 38 Staaten sollen die afghanischen Sicherheitsbehörden beraten und ausbilden. Vor allem die gut 8000 US-Soldaten greifen immer wieder selbst in die Kämpfe ein. Und werden angegriffen. Doch Trump moniert: »Wir gewinnen nicht!« So soll sich der US-Präsident – wie jetzt bekannt wurde – bei einem Treffen im Situation Room des Weißen Hauses Mitte des vergangenen Monats geäußert haben.

Dass die USA nach Vietnam noch einen Krieg verlieren könnten, geht nicht ins Hirn des Präsidenten. Ebenso will er nicht begreifen, dass die USA nun schon 16 Jahre immer nur zahlen, ohne etwas davon zu haben. Bei dem Treffen habe der Präsident daher angeregt, dass die USA von der afghanischen Regierung einen Teil der Einnahmen aus der lokalen Ausbeutung von Bodenschätzen, deren Wert auf rund einer Billion Dollar geschätzt wird, verlangen sollten. Das, so hätten ihm kompetente Berater entgegnet, könne man erst tun, wenn das Land gesichert ist. Was Trump nicht überzeugte, schließlich hole China sich ja auch, was es wolle. Ohne Soldaten zu schicken, ohne Soldaten zu opfern.

In der Tat könnte Afghanistan ein reiches Land sein. Das Land hat eine wirtschaftlich interessante Position zwischen Indien, Pakistan, Iran und China. Denkbar wäre eine Selbstversorgung durch bäuerliche Erträge. Für internationale Konzerne ist wichtig, was Experten der US-Geologiebehörde USGS bereits vor einem knappen Jahrzehnt prophezeit haben: Wertvolle Lagerstätten mit Kupfer, Lithium, Eisen, Gold und Kobalt ... Die Experten stützten sich auf Karten- und Datenmaterial sowjetischer Wissenschaftler, das aus den 80er Jahren stammt.

»Atemberaubende Möglichkeiten« könnten sich bieten, hatte ISAF-Kommandeur und US-General David Petraeus damals geschwärmt. In einer Pentagon-Studie tauchte die Formulierung auf, Afghanistan könnte zum »Saudi-Arabien für Lithium« werden. Batteriehersteller aller Art spitzten die Ohren. Doch zuvor, so erklärten US-Experten ihrem Präsidenten, müsse man herausfinden, wie man das Land kontrollieren kann.

Davon ist man weiter denn je entfernt. Ende vergangenen Jahres kontrollierten Afghanistans Soldaten und Polizisten gerade einmal zwei Drittel des Landes. 2015 sprach man in Kabul noch davon, dass 70 Prozent unter dem Einfluss der Zentralregierung stünden. So lange die Situation ist, wie sie ist, wird man also kaum in die Zukunft, sondern weiter in den Krieg investieren.

Auch Deutschland unterwirft sich dieser problematischen Logik. Mit 980 Bundeswehrsoldaten ist man noch immer zweitgrößter Truppensteller bei »Resolute Support«. Die NATO hat vor allem auf Druck der USA beschlossen, ab 2018 rund 1200 zusätzlichen Soldaten nach Afghanistan zu schicken. Unabhängig davon planen die USA eine Aufstockung ihres Kontingents um 4000 Mann – so Trump das für ertragreich hält.