CDU kämpft um AfD-Wähler
Alexander Isele findet, Jens Spahn fischt am rechten Rand.
Es könnte einfach als harmloser Witz abgetan werden, als Füllung für das Sommerloch à la »Was sagt der denn schon wieder für einen Mist? Wie kommt der denn darauf? Der sollte mal Urlaub machen!« Das CDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn fordert mehr Deutsch in den Bars und Kneipen der Hauptstadt. Es wäre sehr leicht, ihn dafür zu veralbern, sich über seine Borniertheit lustig zu machen. Für seine aus der Zeit gefallenen Vorstellungen der Welthauptstadt Berlin.
Nur, es ist eben Wahlkampf, damit ist die Sache ernst: Jens Spahn fischt am rechten Rand. Ganz unterschwellig und subtil, aber doch so, dass die Adressaten es mitbekommen. Die CDU kämpft um die Wähler, die mit der AfD sympathisieren.
Die richtet sich offen gegen die Einwohner dieser Stadt, die muslimischen Glaubens sind oder neben Deutsch auch Türkisch oder Arabisch sprechen. Für diesen nur halbherzig versteckten Rassismus ist sich die CDU diesmal zu schade. Oder: Sie ist zu schlau dafür. Wer sich darüber empört, dass hier zu viel Englisch gesprochen wird, macht sich nicht gleich verdächtig, Rassist zu sein. Aber die Aussage dahinter ist die gleiche: »Wir« müssen Angst haben vor der Überfremdung, dass »unsere« Kultur verloren geht. In der Echokammer der Rechtspopulisten wird das richtig eingeordnet. Wer noch Bedenken hat, den offenen Rassismus zu wählen, muss das nicht: Es gibt ja die CDU.
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