Lässt sich der Kanzler von einem Dunkelmann beraten? Einem Geschäftemacher mit kriminellen Verbindungen? Solche Suggestivfragen waberten seit Monaten durch die rechtsradikalen Blogs Österreichs. Und der Hintergrund des so Gescholtenen verdeutlicht, wieso er sich für solches Raunen so gut eignete: Tal Silberstein ist nicht nur Israeli, sondern hat auch einen Namen, der jüdischer kaum klingen könnte.
Da ist es ein Paukenschlag, dass Silberstein am Montag in Israel verhaftet wurde. Der Kampagnenberater des Wiener Kanzlers Christian Kern (SPÖ) ist zwar wohl nicht, wie gleichfalls verbreitet, in Machenschaften des Geheimdienstes Mossad verwickelt. Mutmaßlich aber, das vermuten Israels Ermittler, in einen riesigen Skandal um Geldwäsche und Korruption, der sich um den Milliardär Beny Steinmetz ranken soll.
Es ist unklar, welche Rolle Silberstein in diesem Komplex spielt, der sich um womöglich korrupte Diamantengeschäfte in Guinea und Immobiliendeals in Rumänien dreht. Es steht in den Sternen, ob er je angeklagt oder verurteilt wird. Absehbar jedoch ist die Personalie für Kern nunmehr der personifizierte GAU. Eilig trennte sich die SPÖ am Montag von Silberstein. Die rechte FPÖ fordert schon des Kanzlers Kopf.
Dass Kern den 47-Jährigen im Winter engagierte, galt von Anfang an als kühn. Immerhin stand Silberstein schon damals im Fokus rumänischer Korruptionsermittler. Zu verführerisch aber war seine internationale Erfahrung - unter anderem beriet er Israels Premiers Ehud Barak und Ehud Olmert und die Kiewer Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko. Doch auch in Österreich hatte Silberstein Profil - als Berater des einstigen Kanzlers Alfred Gusenbauer (SPÖ) sowie Michael Häupls, des langjährigen Wiener SPÖ-Landeshauptmanns. Dass er in der Hauptstadt zuletzt für die liberale Liste NEOS arbeitete, tat seinem Ruf keinen Abbruch.
In Österreich galt Silberstein als Mann für Grobes, für negative Kampagnenführung. Nun wird er auch ohne aktives Zutun für eine weitere Vergiftung des dortigen Wahlkampfes sorgen.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1060573.gau-in-person.html