Wie Gastgeber China hat auch Wladimir Putin am Dienstag beim BRICS-Gipfel Washingtons Forderungen nach verschärften UN-Sanktionen gegen Nordkorea zurückgewiesen. Und Russlands Präsident warnte nachdrücklich vor »militärischer Hysterie« im Konflikt mit Pjöngjang. US-Präsident Donald Trump hatte in einem Telefonat mit seinem südkoreanischen Amtskollegen Moon Jae In vereinbart, »den Druck auf Nordkorea maximal zu erhöhen«. So begann Seoul erneut ein groß angelegtes Seemanöver vor der Ostküste der Halbinsel und ließ Schießübungen im Japanischen Meer durchdurchführen. Bis Samstag sollen weitere folgen.
Vor allem aber kündigte Trump ein neues bilaterales Rüstungsabkommen an. Der US-Präsident sei grundsätzlich zum Verkauf »von Waffen und Rüstungstechnik im Wert von mehreren Milliarden Dollar« bereit, so das Weiße Haus. Schon vereinbart sind 30 Global-Hawk-Drohnen, die zwischen 2017 und 2019 geliefert werden sollen. Im nächsten Jahr erwartet Seoul zudem F-35A-Kampfflugzeuge und 36 AH-64D-Apache- Kampfhubschrauber; nach den jüngsten nordkoreanischen Tests hofft man nun auch auf B-2- und B-52-Bomber, F-22-Kampfflugzeuge sowie die Verlegung eines mobilen landgestützten Raketenabwehrsystems.
Nach Analyse des Friedensforschungsinstituts SIPRI haben die USA, die in Südkorea 28 000 Soldaten sowie Kampfjets und -panzer stationiert haben, von 2010 bis 2016 Rüstungsgüter im Wert von fast fünf Milliarden Dollar an den Verbündeten geliefert, der damit als weltweit viertgrößter Käufer gilt. Ungeachtet der Spannungen ist Deutschland für Südkorea zweitwichtigster Lieferant von Großwaffensystemen wie Kriegsschiffe, Panzer und Fluggeräte.
Seoul hat im Vorjahr 37,27 Milliarden Dollar für sein Militär verpulvert. Laut dem Londoner Institut für Strategische Studien zählen die Streitkräfte derzeit 630 000 aktive Soldaten, bei einer Reserve von 4,5 Millionen. Zahlenmäßig sind sie damit jenen Nordkoreas mit 1,3 Millionen aktiven Soldaten in Friedenszeiten unterlegen, doch wird ihre Schlagkraft (u. a. 2300 Panzer, 2600 bewaffnete Kampffahrzeuge, 600 Helikopter, 450 Kampfjets, zwölf U-Boote, 22 Zerstörer und Fregatten) deutlich höher eingeschätzt. Laut dem Bonner International Center for Conversion gehört die Armee zu den am besten ausgerüsteten der Welt.
Allerdings verfügt sie nicht über Atomwaffen. Wie die »Washington Post« jetzt berichtete, wirbt Seoul deshalb darum, wieder US-Kernwaffen auf die koreanische Halbinsel zu verlegen. Zumindest einigten sich beide Präsidenten darauf, die Obergrenze für Flugleistung und Nutzlast südkoreanischer Raketen abzuschaffen. Ihre Reichweite ist bislang einer beiderseitigen Vereinbarung zufolge auf 800 Kilometer und das Gewicht der Sprengköpfe auf 500 Kilogramm beschränkt.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1062873.trump-will-suedkorea-massiv-aufruesten.html