nd-aktuell.de / 15.09.2017 / Berlin / Seite 9

Messe sucht Auszubildende

Jan Schroeder

Mohammad Farzad Abbasi hat seine Wunschausbildung auf der »LastMinuteBörse« gefunden: »Ich wusste zwar schon davor, dass ich Bauzeichner werden will, aber jetzt weiß ich genau, wo ich mich nächstes Jahr bewerbe«, sagt der 17-Jährige, der gerade seinen Schulabschluss macht und sich auf der Ausbildungsmesse schon für die Zeit danach umschaut.

Laut der Handwerkskammer Berlin sind noch 4500 Lehrstellen unbesetzt, rund 800 davon wurden auf der Messe am Mittwoch und Donnerstag von 50 Firmen angeboten. »Einige Unternehmen haben hier vor Ort direkt Auszubildende gefunden. Eine Hotelbetreiberin war sogar so von zwei Jugendlichen überzeugt, dass sie sich spontan entschlossen hat, mehr Ausbildungsplätze anzubieten«, sagt Tobias Dreher von der Bundesagentur für Arbeit.

Vom Bäcker bis zum Fachinformatiker werden auf der Börse Lehrstellen in sehr unterschiedlichen Bereichen angeboten. Eine Ausbildung als Golfballtaucher gibt es jedoch nur in Form eines Scherzes eines Messemitarbeiters. Manche Branchen versuchen, einem Stigma entgegenzuwirken, das ihrem Berufsstand anhaftet. »Bei einer Versicherung zu arbeiten, klingt vielleicht erst mal nicht so spannend, aber viele sind dann doch überrascht, wie gut das Angebot ist«, sagt Felix Messner, der auf der Messe für die »Debeka« Jugendliche wirbt.

Viele Schulklassen sind auf der Messe, nicht jeder ist freiwillig da, und einige Schüler beschweren sich auch: »Die Agentur für Arbeit hilft nicht, da wird man nur hin und her geschoben«, sagt Katja, die nicht mit vollem Namen genannt werden möchte. Tobias Dreher hingegen hält die Messe für einen Erfolg und die Unzufriedenheit für »sehr individuell«. »Manche sind von der erfolglosen Suche nach einem Ausbildungsplatz frustriert und schieben das dann auf die Jobvermittler«, sagt er.

In den vergangenen zwei Jahren wurden elf Prozent mehr Ausbildungsverträge abgeschlossen als zuvor. Dennoch hatten laut Agentur für Arbeit Ende August noch 15 365 Berliner Jugendliche keine Arbeit.