Tote Robben als gutes Zeichen
Am Ostseestrand wurden vermehrt verendete Tiere gefunden - Experten sehen das positiv
An den Küsten Mecklenburg-Vorpommerns sind in diesem Jahr vermehrt tote Kegelrobben und Schweinswale gefunden worden. Allein bis September wurden um Rügen und am Greifswalder Bodden 25 Kegelrobben-Kadaver entdeckt. Damit wurde bereits jetzt der Rekordwert von 2014 (23) übertroffen. Doch die Zahl sei Ausdruck der seit Jahren steigenden Bestandszahlen, sagte der Kurator für Meeressäuger am Deutschen Meeresmuseum, Michael Dähne.
Bei den Schweinswalen wurden dem Meeresmuseum bislang 42 Kadaver gemeldet. Dies sei ein leicht erhöhter Wert, aber nicht zu vergleichen mit dem Jahr 2007, als 58 tote Schweinswale an Mecklenburg-Vorpommerns Küsten entdeckt worden waren. Den Anstieg der Schweinswal-Funde führen die Forscher nicht auf eine Zunahme der Population, sondern auf eine Bestandsverschiebung in Richtung der mecklenburg-vorpommerschen Küsten mit besonders guten Fressgründen zurück.
»Schweinswale sind Nahrungsopportunisten. Sie schwimmen dorthin, wo sie relativ leicht Hering, Sprotte, Grundel oder Dorsch fangen können«, sagte Dähne. In der Ostsee gibt es zwei Populationen: die westliche Beltsee-Population mit 20 000 bis 40 000 Tieren und die Population der zentralen und östlichen Ostsee mit etwa 500 Tieren.
Bei den Kegelrobben mehren sich die Indizien, dass sie ihren vor etwa 100 Jahren verlorenen Lebensraum langsam aber sicher wieder zurückerobern. So stiegen nicht nur die Todfunde. Mit einer speziellen Mustererkennungssoftware (Photo ID) konnten die Forscher Robben als alljährliche Wiederkehrer identifizieren. Im Januar 2016 wurde ein Spitzenwert von 95 Robben gezählt, die zeitgleich auf dem Eis vor Rügen lagen. Zudem sei in zwei Jahren in Folge jeweils ein junges Tier entdeckt worden, das noch Reste des typische Babyfells, auch Lanugo genannt, trug. Dieses plüschig weiße Fell tragen Robben nur in den ersten drei Wochen nach der Geburt. Der Geburtsplatz könne also nicht so weit weg gelegen haben, sagte Dähne. Bejagung und Umweltgifte hatten in der Vergangenheit zu einem Bestandseinbruch der Meeressäuger geführt, von dem sie sich allmählich erholen. Seit den 1920er Jahren galt die Kegelrobbe vor den deutschen Küsten als ausgestorben. In der gesamten Ostsee war der Bestand in den 1980er Jahren auf etwa 2000 Tiere gesunken. Derzeit leben Schätzungen zufolge wieder rund 35 000 Tiere in der Ostsee. Die ursprüngliche Populationsgröße von einst 100 000 Robben vor mehr als 100 Jahren ist damit aber bei weitem noch nicht erreicht. Der Bestand wachse aber weiter.
Die genauen Todesursachen lassen sich bei den Schweinswalen nur schwer finden, da der überwiegende Teil bereits stark verwest gewesen sei. In einem Fall seien Mutter und Kalb unter der Geburt gestorben. Auch eine Lungenentzündung konnte nachgewiesen werden. In mehreren Fällen wiesen die Kadaver Abdrücke von Fischernetzen auf.
Von den 25 toten Kegelrobben wurden bislang neun untersucht: In einem Fall gab es einen Verdacht auf Beifang. Ein Tier starb an einer Lungenentzündung. In den anderen Fällen konnte die Todesursache nicht festgestellt werden. dpa/nd
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