Neue Schulen in Rekordzeit
Ende November soll in Mitte Berlins zweite Grundschule in Modulbauweise eröffnet werden
Es wird die erste Schuleröffnung in Mitte nach der Wende: Am 21. November sollen die ersten Klassen in die neu gebaute Grundschule an der Chauseestraße Ecke Boyenstraße einziehen. In dem innerhalb von anderthalb Jahren aus Fertigteilen hochgezogenen Modularen Ergänzungsbau (MEB) neben dem Erika-Heß-Eisstadion sollen zunächst zwei Klassen der nahe gelegenen Humboldthain-Grundschule einziehen. Mit dem Umzug in das moderne Gebäude werden in dem dortigen Altbau zwei Klassenräume frei, die zukünftig für Teilungsunterricht genutzt werden können. Mit dem Neubau eröffnet Berlin nach der Grundschule am Bürgerpark in Marzahn bereits die zweite in Modulbauweise errichtete Grundschule.
»Schnell fertiggestellte Gebäude im Baukastensystem sind absolut notwendig, um allen Schülern in Berlin einen Schulplatz bereit zu stellen«, sagt Regina Kittler, bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus. Auch wenn die Übergabe des Schulgebäudes vom Senat an den Bezirk aufgrund baulicher Verzögerungen nicht wie geplant in der vergangenen Woche durchgeführt werden konnte, zeigt sich Kittler zuversichtlich. »Das wird schon. Hauptsache ist, dass das Gebäude jetzt schnell den Betrieb aufnehmen kann«, sagte Kittler. Wieso es zu der Verzögerung bei der Übergabe kam, blieb unklar. Auf »nd«-Nachfrage wollte sich der zuständige Bezirksstadtrat Carsten Spallek (CDU) nicht äußern.
Die 16 Klassenräume der neuen Grundschule sollen nicht sofort voll besetzt werden. Vielmehr soll die Schule nach und nach wachsen und zunächst als zweiter Standort der Humboldthain-Grundschule genutzt werden. Bis 2021 soll neben dem MEB noch ein weiterer Neubau unmittelbar an der Chausseestraße entstehen.
Laut den Planungen des Bezirksamts soll es dann einen weiteren MEB mit einer Mensa geben. Wenn es soweit ist, soll der Komplex als eigenständige Schule unter dem Namen »Europacity Grundschule« als vierzügige Grundschule für über 570 Schüler eröffnen. Insgesamt sind für den Schulneubau 20,7 Millionen Euro geplant. Der erste Bauabschnitt ist mit 4,5 Millionen Euro veranschlagt.
Die Eröffnung der neuen Grundschule ist notwendig, da rings um die Heidestraße derzeit das Wohnungsbauprojekt »Europacity« entsteht.
Über 2500 Wohneinheiten sollen in dem neuen Quartier in Wedding entstehen. Insgesamt werden rund um die »Europacity« in den kommenden Jahren 5500 Wohnungen gebaut. Das hat zur Folge, dass ab dem Jahr 2020 rund 600 Grundschulplätze im Bezirk zusätzlich benötigt werden.
»Nicht nur in Mitte brauchen wir dringend neue Schulen und speziell Grundschulen«, sagt Kittler. Weil der Bau von Schulen in den vergangenen Jahren vom Senat sträflich vernachlässigt worden sei, müsse jetzt zügig nachgeholt werden.
Auch wenn man über die Ästhetik der Bauten in modulweise streiten könne und die MEB-Ergänzungsbauten auch in punkto Schulraumqualität nicht die besten Ergebnisse erzielen würden, gebe es zu den schnell errichteten funktionalen Gebäuden derzeit keine Alternative.
»Lehrer und Eltern sind froh, wenn sie eine MEB in ihren Kiez gebaut bekommen«, meint Kittler. Dass der Senat jetzt auch Schulen in Holzbauweise bauen will, hält die Expertin für eine gute Idee. »Holzbauten sind schöner als Beton und verfügen zudem über eine bessere Klimabilanz.« In den kommenden zehn Jahren will der rot-rot-grüne Senat insgesamt 5,5 Milliarden Euro in den Neubau und die Sanierung von Schulgebäuden investieren. Die Schulbauoffensive ist das größte Investitionsvorhaben der laufenden Legislaturperiode. Allein bis zum Ende diesen Jahres will die Senatsbildungsverwaltung 870 Millionen Euro für die Schulen ausgeben. Bis 2026 ist der Bau von 52 Schulen geplant. Zusätzlich sollen in den nächsten Jahren 48 weitere Ergänzungsbauten entstehen.
»Zur zügigen Erweiterung der räumlichen Kapazitäten wird Berlin an mehreren Schulen weitere Ergänzungsbauten errichten. Hierbei handelt es sich um Gebäude in Systembauweise von hoher Qualität, barrierefrei und mit Klassen- und Gruppenräumen«, sagt Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD). Die Investitionen für die MEBs betragen seit dem Jahr 2014 etwa 257 Millionen Euro.
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