Hamburg. Europameister Hendrik Pekeler war angefressen. »Das war eine Katastrophe«, schimpfte der Kreisläufer der Rhein-Neckar Löwen. Die überraschende Pleite bei der MT Melsungen hatte nicht nur beim Nationalspieler deutliche Spuren hinterlassen. Die Mannschaft wirkte erschöpft, der deutsche Meister war beim 26:29 phasenweise überfordert. Und die Konkurrenz aus Flensburg und Berlin nutzte den Patzer eiskalt.
Während die Füchse Berlin mit einem nie gefährdeten 37:29 in Minden und nun 23:5 Punkten die Tabellenführung ausbauten, schob sich die SG Flensburg-Handewitt mit einem 38:23-Sieg gegen Aufsteiger Hüttenberg und 21:5 Zählern an den Löwen (20:4) vorbei auf Platz zwei. Flensburg hat ein, die Löwen zwei Spiele weniger absolviert als die Berliner, dennoch ist erkennbar: Die Spitze in der Handball-Bundesliga wird breiter.
Die Löwen, die zuvor wettbewerbsübergreifend 17 Spiele in Folge unbesiegt geblieben waren, begannen gegen Melsungen zunächst gewohnt souverän. Doch die Hessen bissen sich fest, während die Mannschaft von Trainer Nikolaj Jacobsen immer mehr Probleme mit der körperlichen und sehr robusten Spielweise der Gastgeber bekam. Viele Bälle gingen verloren, selbst Melsungens starker Torhüter Nebojsa Simic erzielte zwei Treffer. Daneben überragte Nationalspieler Julius Kühn mit neun Treffern. Den Rückraumschützen bekamen die Löwen nie in den Griff.
Dass den Meistern der vergangenen zwei Jahre nach zwei Auswärtsspielen innerhalb von 25 Stunden am vergangenen Wochenende ein bisschen die Kraft fehlte, wollten sie aber nicht als Ausrede zulassen. »Wir hatten vier Tage Zeit, es wäre ein Alibi, wenn wir sagen, dass wir kaputt und müde sind«, sagte Kapitän Andy Schmidt: »Wir haben verloren, weil wir besonders im Überzahlspiel viel zu viele Fehler gemacht haben. Ich selbst habe leider zu oft die falschen Entscheidungen getroffen.« Jacobsen ergänzte: »Es reicht nicht, wenn man in so einem Spiel nur 80 Prozent Leistung bringt, dafür ist die Bundesliga einfach zu stark.«
Viel Zeit zum Wundenlecken bleibt den Löwen nicht, schon an diesem Samstag steht in der Champions League das Duell mit Titelträger Vardar Skopje an. »Es ist vielleicht ganz gut, dass wir direkt die nächste Aufgabe vor der Brust haben«, sagte der Sportliche Leiter Oliver Roggisch. »So haben war gar nicht lange Zeit, uns mit der Niederlage zu beschäftigen.« SID/nd
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