nd-aktuell.de / 18.11.2017 / Politik / Seite 5

Wut auf Siemens

Beschäftigte, Politiker und Gewerkschaften wollen sich gegen Jobverlust wehren

Berlin. Die Pläne von Siemens, trotz zuletzt hoher Gewinne weltweit 6900 Stellen abzubauen, haben bei der Berliner Belegschaft Wut und Unverständnis ausgelöst. Rund 1300 Beschäftigte am Standort Berlin beteiligten sich nach Angaben der IG Metall am Freitagmorgen an einer Kundgebung auf dem Firmengelände. »Wir werden die Stadt und die Politik mobilisieren, für den Erhalt aller Siemens-Arbeitsplätze in Berlin«, rief der Geschäftsführer der IG-Metall Berlin, Klaus Abel, den Demonstranten zu. »Die Beschäftigten des Dynamowerks haben eindrucksvoll gezeigt, dass sie um ihre Arbeitsplätze kämpfen«, sagte Abel. Die Gewerkschaft ver.di bezeichnete die Pläne als »Katastrophe für den Standort« und sicherte der IG Metall Unterstützung zu. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) bezeichnete die Pläne als »nicht hinnehmbar«. Er erwarte von der Wirtschaft mehr »Pflichtbewusstsein für die gemeinsame Sache«.

In Erfurt verließen gut 500 Mitarbeiter des dortigen Siemens-Werks nach Auskunft von Arbeitnehmervertretern vorzeitig eine Belegschaftsversammlung. »Sie sind hochgradig enttäuscht von der angekündigten Planung und können das in keinster Weise nachvollziehen«, sagte Betriesratsvorsitzender Mario In der Au. Nach Angaben von In der Au und Bernd Spitzbarth von der IG Metall informierte Siemens die Belegschaft am Vormittag über zwei Optionen für das Erfurter Generatorenwerk mit rund 700 Beschäftigten: einen Verkauf oder Personalabbau inklusive Produktverschlankung. Spitzbarth sprach von »weit mehr als 200 Stellen«, die in diesem Fall gestrichen werden sollten.

Auch in Leipzig und Görlitz hat der Konzern die 920 Angestellten der Standorte am Freitag über die geplante Schließung der Werke informiert. In Leipzig habe die Werksleitung den Beschäftigten die Pläne am Vormittag vorgestellt, teilte die IG-Metall mit. Auch in Görlitz war zu diesem Zweck eine Betriebsversammlung angesetzt. Sachsens Regierung verlangt einen Erhalt der Siemens-Standorte im Freistaat. Von einem Technologiekonzern könne man erwarten, »dass er nicht nur einen Strukturwandel nachzeichnet, sondern ihn aktiv gestaltet - mit neuen Produkten und neuen Technologien und das an den Standorten, an dem die alten nicht mehr gefragt sind«, sagte Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) der »Sächsischen Zeitung«.

Siemens will in den kommenden Jahren weltweit 6900 Stellen abbauen, etwa die Hälfte davon in Deutschland. Agenturen/nd