Berlin. Der Soziologe Heinz Bude macht den Neoliberalismus für ein Klima der Angst in Deutschland verantwortlich. Der Gedanke, »dass nur eine Gesellschaft starker Einzelner eine gute Gesellschaft ist«, habe zu einem Unbehagen der Leute im großen Ganzen und einer Zufriedenheit mit sich selber geführt. »Und diese Situation kann von Populisten zur Explosion gebracht werden«, warnte Bude im evangelischen Magazin »Zeitzeichen« (Dezember).
Die Angst speise sich auch aus dem Empfinden einer Zeitenwende: Es dominiere das Gefühl, »am Ende einer Periode von 30, 40 Jahren« zu stehen, aber keine Idee eines Neuanfangs zu haben, so der Soziologe. Sehr viele Leute seien überzeugt, »dass am Kapitalismus grundsätzlich etwas nicht stimmt«. Zugleich sei der Antikapitalismus »heimatlos geworden, er ist für rechte Kräfte genauso offen wie für Linke«, erklärt Bude. Die Folge dieser Orientierungslosigkeit sei Angst. So hätten die Leute bis in die 1970er Jahre das Gefühl gehabt, sie seien davongekommen, »jetzt denken sie, das Schlimmste steht ihnen und ihren Nachkommen noch bevor«, sagte der Professor für Makrosoziologie an der Universität Kassel. epd/nd