Vor einem »Bunkersterben« in den Städten und einem Verlust an geschichtlicher Substanz hat der Historiker Klaus Jürgen Becker gewarnt. Die Betonbauten aus dem Zweiten Weltkrieg stünden oft an Stellen, die die Kommunen verkehrstechnisch umplanen wollten - und würden deshalb zur Debatte gestellt, sagte der Geschäftsführer des neuen Arbeitskreises Bunkermuseum Ludwigshafen der Deutschen Presseagentur. Dabei seien sie ein »sehr gutes Medium«, um den Nationalsozialismus zu erklären und sich kritisch mit ihm auseinanderzusetzen.
Es bestehe »permanent die Gefahr« der »Entsorgung der Geschichte«, sagte Becker, der stellvertretender Leiter des Stadtarchivs Ludwigshafen in Rheinland-Pfalz ist. Er wies darauf hin, dass in mehreren deutschen Städten bereits Bunker als Museen genutzt werden. Der Historiker gab zu bedenken, für viele jüngere Menschen sei NS-Diktator Adolf Hitler inzwischen genauso eine abstrakte Figur wie Karl der Große. »Das ist irgendwas, was man in der Schule lernt, aber man hat keinen praktischen Bezug mehr dazu.« Aber so, wie der Besuch einer Ritterburg einen Bezug zum Mittelalter herstelle, eröffne der Besuch eines Bunkers neue Einsichten in die Kriegszeit. Zum Beispiel über Enge und schlechte Luftverhältnisse. Allein im Rahmen des »Luftschutzsofortprogramms« vom Oktober 1940 seien bis Mitte 1943 rund 2000 Bunker in 76 Städten halbwegs fertiggestellt worden. Insgesamt seien aber wesentlich mehr Bunker errichtet worden. dpa/nd
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1074867.entsorgung.html