Schlechte Aussichten für den Wolf

Koalitionsvertrag sieht Abschuss vor

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 2 Min.

Die geplante Große Koalition im Bund legt an und zielt auf den Wolf. Ihm hat sie in ihrem 177-seitigen Vertragsentwurf einen ganzen Abschnitt gewidmet, versteckt unter der Überschrift »Weidetierhaltung«. Diese sei »aus ökologischen, kulturellen und sozialen Gründen« zu erhalten, und auch, weil »die Sicherheit des Menschen oberste Priorität« habe, müsse sich in punkto Wolf etwas bewegen.

SPD, CDU und CSU wollen die EU-Kommission auffordern, den Schutzstatus des Raubtiers »abhängig von seinem Erhaltungszustand« zu überprüfen. Ziel dabei sei es, »die notwendige Bestandsreduktion herbeiführen zu können«, im Klartext: Gibt es zu viele Wölfe in Deutschland, darf zum Gewehr gegriffen werden.

Parallel zum Vorstoß in Richtung EU will eine künftige GroKo mit den Ländern »einen geeigneten Kriterien- und Maßnahmenkatalog zur Entnahme von Wölfen« entwickeln. Daran solle die Wissenschaft beteiligt werden, um festzulegen, unter welchen Voraussetzungen »die letale Entnahme«, also der Abschuss, erfolgen kann. »Wir wollen, dass Wölfe, die Weidezäune überwunden haben oder für den Menschen gefährlich werden, entnommen werden«, betonen SPD und Union ihrem Vertragsentwurf.

Die »Bestandsreduktion« sei vorausschauend gemeint, sagte Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) im Gespräch mit dem NDR. »Weil die Population der Wölfe natürlich immer stärker wächst, mit 30 bis 40 Prozent im Jahr, müssen wir heute erklären, wie wir zukünftig damit umgehen, den Bestand zu reduzieren«, so Lies. Er hatte in Berlin über den Koalitionsvertrag mit verhandelt. Der Ressortchef bemängelt, dass die Europäische Union den Schutzstatus des Wolfes bislang nur alle sechs Jahre überprüfe. Das müsse viel öfter geschehen. Darüber hinaus müssten auf europäischer Ebene bessere Daten über die Entwicklung der Wolfspopulation gewonnen werden, vor allem aus Polen.

Naturschützer gehen allerdings davon aus, dass sich die EU nicht zu einer Lockerung des strengen Wolfsschutzes bewegen lässt. Zudem gibt der Naturschutzbundes NABU zu bedenken, dass bislang in Deutschland noch kein einziger Wolf ernsthaft Menschen gefährdet habe.

Begrüßt werden die im Koalitionsvertrag aufgeführten Ziele in Sachen Wolf indes von Weidetierhaltern, so etwa von Wendelin Schmücker aus dem niedersächsischen Winsen/Luhe. Er ist Sprecher der Berufsschäfer in der Vereinigung Deutscher Landesschafzuchtverbände. Zweifel hegt er daran, dass der Text des Vertragsentwurfes zum Umgang mit »Isegrim« umgesetzt wird, sofern Barbara Hendricks (SPD) auch in einer künftigen GroKo Umweltministerin bleibt.

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