Die Bundeshauptstadt, mit 3,71 Millionen Einwohnern größte deutsche Metropole, hat 2017 mehr als eine halbe Million Straftaten verzeichnet. Das war höchste Zahl pro 100 000 Einwohner in einer Großstadt. Dennoch ist Berlin nach Einschätzung von Innensenator Andreas Geisel (SPD) kein Ort, an dem sich die Bürger besonders ängstigen müssten. Dafür gebe es keine objektiven Gründe. »Berlin ist im vergangenen Jahr wieder ein Stück sicherer geworden«, sagte der Innensenator am Freitag bei der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik.
Geisel vermeldete für 2017 einen deutlichen Rückgang der Kriminalität. Das sei um so bemerkenswerter angesichts der Tatsache, dass die Bevölkerung der Stadt weiter gewachsen ist. Nach jüngsten Angaben des Statistischen Landesamtes nahm die Einwohnerzahl im vergangenen Jahr um gut 41 300 zu.
Insgesamt wurden im vergangenen Jahr in Berlin 520 437 Straftaten registriert, das waren 48 423 weniger als 2016. Und, wie der Senator betonte, die Aufklärungsquote sei dabei um 2,2 auf 44,2 Prozent gestiegen.
Positiv auf das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger dürfte sich auswirken, dass es weniger Fälle von Raub gab. Ihre Zahl sank von 5156 auf 4242. Ganz gewiss trägt dazu aus Sicht des Innensenators aber der beachtliche Rückgänge bei fast allen Diebstahlsdelikten bei. »Das sind gute Nachrichten für die Berlinerinnen und Berliner. Weniger Taschendiebstähle, weniger Wohnraum- und Kellereinbrüche bis hin zu weniger Fahrraddiebstählen. Hier spüren die Menschen sehr direkt, dass Berlin wieder ein Stück sicherer geworden ist«, sagte Geisel. Beeindruckend sei der Rückgang beim Taschendiebstahl, der in den Vergangenheit kontinuierlich zugenommen hatte. Grund seien die erfolgreiche Verfolgung der »reisenden Täterbanden« und die gute Zusammenarbeit mit Justiz und Bundespolizei. Auch die intensive Präventionsarbeit in der Bevölkerung habe sich ausgezahlt.
Das bestätigte auch Michael Krömer, nach der Abberufung von Polizeipräsident Klaus Kandt kommissarischer Behördenleiter. Die Zahl registrierter Taschendiebstähle sei 2017 um fast 40 Prozent gesunken, so Krömer. Er würdigte den erhöhten Verfolgungsdruck auch durch die Justiz. So sei gegen 81,9 Prozent der Tatverdächtigen, die 2017 in diesem Bereich richterlich vorgeführt wurden, auch ein Haftbefehl erlassen worden (2016: 66,8 Prozent).
Generell hatte laut Statistik die Eigentumskriminalität mit 43,8 Prozent noch immer den größten Anteil an der Gesamtkriminalität, wenn auch deutlich unter dem Wert der vergangenen vier Jahre. Ganz besonderen Wert legten Innensenator und Polizeipräsident auf die Erfolge bei der Eindämmung von Wohnungs- und Hauseinbrüchen, die im Vorjahr ebenfalls zu den Schwerpunktthemen gezählt hatten. Wohnraumeinbrüche gingen mit 8580 erfassten Fällen - das waren nahezu 3000 weniger als 2016 - fast auf das Niveau von 2008 zurück. Es gab 2938 weniger Einbrüche in Keller, 2265 weniger in Läden und 825 weniger in Büros und Firmen. Die Aufklärungsquote stieg auf 9,4 Prozent (2016: 7,8 Prozent) - was freilich heißt, dass weiterhin nicht einmal jeder zehnte Einbrecher gefasst wird. Michael Krömer verwies aber darauf, dass 44,2 Prozent aller Tathandlungen schon beim Versuch gescheitert seien. »Die Präventionsarbeit der Polizei wirkt«, sagte er.
Dem stimmte Geisel zu. Die guten Zahlen für 2017 seien aber kein Ruhekissen. Um mit dem rasanten Wachstum Berlins Schritt halten zu können, benötige die Polizei mehr Personal. »Die Polizei Berlin muss ein attraktiver Arbeitgeber bleiben«, sagte er. Da sie um gutes Personal mit lokalen Arbeitgebern und mit dem Bund konkurriere, müsse hier künftig viel aufgeholt werden.
»Doch wo Licht ist, da ist auch Schatten«, so der Innensenator. So hielten sich Mord und Totschlag mit 91 Fällen fast auf konstantem Niveau. Gewachsen sei die Zahl gefährlicher Körperverletzungen - auf Straßen, Plätzen und in öffentlichen Verkehrsmitteln. Auch gab es häufiger Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte von Polizei und Justiz sowie Kräfte von Feuerwehr und Rettungsdiensten. Um ein Drittel nahmen Sexualdelikte zu, was größtenteils auf Änderungen im Sexualstrafrecht zurückzuführen ist.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1081249.kriminalitaet-weniger-diebstaehle-und-einbrueche.html