nd-aktuell.de / 14.03.2018 / Politik / Seite 7

Anschlag in Gaza

Explosion nahe Konvoi von Premier Hamdallah

Roland Etzel

Die Aussöhnung, von der gesagt wurde, dass sie jetzt wirklich von beiden Seiten ernstgemeint sei, war erst im Oktober. Vor fünf Monaten hatten sich die Führer der beiden größten Palästinenserorganisationen Fatah und Hamas den Bruderkuss gegeben und damit nach eigenem Bekunden eine zehnjährige Feindschaft beendet. Die palästinensische Autonomiebehörde sollte nun auch im bisher allein von der Hamas verwalteten Gaza-Streifen zuständig sein.

Und nun das: Als der palästinensische Ministerpräsident Rami Hamdallah (Fatah) am Dienstag im nördlichen Gaza-Streifen unterwegs war, detonierte am Straßenrand ein Sprengsatz, als er vorbeifuhr. Todesopfer hat es offenbar nicht gegeben. Auch soll die Kolonne ihre Fahrt einfach fortgesetzt haben. Der UN-Nahostgesandte Nikolai Mladenow (Bulgarien) äußerte laut dpa dennoch seine Besorgnis. Es waren aber vor allem die Reaktionen der Palästinenser, die aufhorchen lassen.

Während das von der Hamas geführte Innenministerium verlauten ließ, es habe keine Opfer gegeben, sprach die in Bethlehem im Westjordanland angesiedelte Nachrichtenagentur Maan von sieben Verletzten. Weit gravierender als diese Unstimmigkeit war aber die Reaktion von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas. Er beschuldigte die Hamas, verantwortlich für den Vorfall zu sein. Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa zitiert einen Sprecher von Abbas zudem mit den Worten: »Der Angriff auf den Konvoi ist ein Angriff auf die Einheit des palästinensischen Volkes.«

Die Hamas hatte den Anschlag allerdings ebenfalls verurteilt und ihn auf Twitter als Versuch bezeichnet, »den Versöhnungsprozess zwischen Fatah und Hamas zu untergraben und die Sicherheitslage in Gaza zu destabilisieren«. Abbas hätte seine Schuldzuweisung erhoben, ohne Beweise vorgebracht zu haben. Zwar seien mehrere Verdächtige festgenommen worden, eine Klärung der Täterschaft habe sich daraus aber noch nicht ergeben.

Hamdallah selbst wollte gestern offenbar kein Öl ins Feuer gießen. »Das wird uns nicht davon abhalten, mit der nationalen Einheit weiterzumachen«, sagte Hamdallah. »Wir werden nach Gaza zurückkommen, und wir werden unsere Anstrengungen für die Einheit fortsetzen. Was passiert ist, wird uns nicht aufhalten.«