Straßenzustand auf dem Wege der Besserung
Die teure Beseitigung des Betonkrebses wird sich noch bis ins Jahr 2030 hinziehen
Eine Trendwende beim Zustand der Landesstraßen sei immerhin eingeleitet, sagte Verkehrsministerin Kathrin Schneider (SPD) am Mittwoch. Erstmals könne sie auf ein Straßenbau-Maßnahmepaket verweisen, das zu einer Verbesserung des Straßenzustands führen werde. Voraussetzung dafür sei, dass der gegenwärtige Einsatz hoher finanziellen Mitteln keine Eintagsfliege sei, »keine Fieberkurve« darstelle, sondern sich in den kommenden Jahren verstetige.
Waren im Jahr 2016 noch 400 Millionen Euro vorgesehen, um Straßen im Land zu reparieren und zu sanieren, so ist die Summe Schneider zufolge im laufenden Jahr auf 482 Millionen Euro gestiegen. Auch wenn davon auszugehen sei, dass sich gleichzeitig die Bauleistungen um zehn Prozent verteuert haben, bleibe ein sattes Plus zur Verbesserung des Straßenzustands.
»153 Projekte stehen in diesem Jahr auf der Liste, darunter viele neue Baustellen. Neben größeren Autobahnvorhaben findet die Erneuerung von Deckschichten an Bundes- und Landesstraßen statt und die Instandsetzung von Brücken. Mit im Programm sind auch wieder Ausbauvorhaben für Ortsdurchfahrten.« Radwege werden allein an 20 Abschnitten erneuert beziehungsweise neu angelegt.
Einen bedeutenden Teil der Mittel frisst die Beseitigung des Betonkrebses, der Straßen zersetzt und zerstört, weil beim Bau ein ungeeigneter Kiesel verwendet wurde. 2005 habe man mit der Betonkrebsbeseitigung begonnen und es werde noch bis 2030 dauern, um sämtliche Schäden zu beheben, sagte Andreas Klein, Chef des Landesbetriebes Straßenwesen. Bislang seien 152 Kilometer Autobahn vom Betonkrebs befreit worden. Doch gebe es 252 Kilometer Verdachtsstrecken, davon 130 bestätigte Betonkrebsfälle. Die Sanierung kostet pro Kilometer knapp eine Million Euro. Durch Brandenburg führen 800 Kilometer Autobahn.
Die Länge mancher Baumaßnahmen - unter anderem wird in Dahme (Mark) seit 2009 an der Ortsdurchfahrt gebaut - erklären die Fachleute mit komplizierten Planungen und Abstimmungen. Senftenbergs Bürgermeister Andreas Friedrich (SPD) sprach von seinem Streben, »die Bürger mitzunehmen«. Regelmäßige Baustellenbegehungen seien unerlässlich. Die zeitliche Länge des Baus an der Autobahn A 11 in der Uckermark wird mit dem Fund eines Bodendenkmals und unerwarteten geologischen Gegebenheiten begründet.
Nach den Stürmen der vergangenen Monate waren weniger Schäden an Autobahnen als vielmehr an Bundes- und Landesstraßen zu beseitigen, ergänzte Klein. Dies sei im Wesentlichen abgeschlossen. Auch Wildzäune seien dort erneuert worden, wo sie beschädigt waren. In Brandenburg gibt es mehrere Wildbrücken über die Autobahn. Auch der Wolf hat diese Brücken inzwischen für sich entdeckt und nutzt sie zur Überquerung der für ihn gefährlichen Straßenabschnitte, sagte Klein.
Inzwischen wurden 1000 Kilometer Radweg an Bundesstraßen und weitere 1000 Kilometer an Landesstraßen gebaut. Nach wie vor gilt der Straßenzustand im Bundesland als »teilweise unbefriedigend«. 39 Prozent des Straßengrundnetzes befinden sich in einem schlechten Zustand. Besonderer Handlungsbedarf besteht bei den Ortsdurchfahrten, die sich zu etwa 60 Prozent in einem schlechten Zustand befinden. Etwa alle vier Jahre wird der Straßenzustand ermittelt.
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