»Heino schenkt Heimatministerin Platte mit SS-Liedern«, titelte dieser Tage die »Süddeutsche Zeitung«. Ja, und, möchte man entgegnen, in China ist ein Sack Reis umgefallen! Da kommt zusammen, was zusammengehört! Wer meint, mit der AfD um die Wette »Heimat, Heimat, Heimat« grölen zu müssen, nur um deren Wählerschaft anzubaggern, braucht sich über solche Geschenke nicht zu wundern.
Doch das wäre wohlfeil. Heino ist nicht irgendwer. Auf den Gast Heinz Georg Kramm (so der bürgerliche Name Heinos) muss man als Heimatpolitikerin stolz sein. Gut, es war auch eine Art Notlösung, den Sohn eines Düsseldorfer Zahnarztes und einer Hausfrau (Vater katholisch, Mutter evangelisch, Großvater Organist im Kölner Dom) derart ins Rampenlicht zu rücken. Nordrhein-Westfalens Heimatministerin Ina Scharrenbacher (CDU) hatte zu ihrem Heimatreffen (euphemistisch »Heimatkongress« genannt) neben Kramm 46 andere »Heimatbotschafter eingeladen; doch viele kamen nicht, und da musste das Ministerium nehmen, was es bekam.
Der 79-Jährige kann die Kritik an seiner Liedauswahl nicht verstehen. Die Lieder könnten doch nichts dafür, dass sie von der SS missbraucht worden seien; schließlich stammten sie aus der Zeit vor 1933. Das «Treuelied» der SS («Wenn alle untreu werden») sei zum Beispiel auch von NS-Widerstandskämpfern gesungen worden.
Genau hier aber liegt das Problem. Das «Treuelied» entstammt der Feder Maximilian von Schenkendorfs, eines Dichters der antinapoleonischen Kriege. Geschrieben hat er es 1814, als die Auflehnung gegen die französischen Besatzer in Deutschland noch als Befreiung bezeichnet, aber schon mit reaktionären Untertönen geführt wurde. Der letzte Vers endet mit den Zeilen: Wir woll’n das Wort nicht brechen/ und Buben werden gleich,/ woll’n predigen und sprechen/ vom heil’gen Deutschen Reich«. Das passte in das Jahr 1814, aber schon nicht mehr in das Jahr 1981 und erst recht passt es nicht mehr in die heutige Zeit.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1083516.schallplatte-mit-ss-liedern-heinos-resterampe.html