nd-aktuell.de / 12.05.2018 / Kommentare / Seite 2

Superschlichter

Wolfgang Clement ist Schlichter im Tarifkonflikt des Baugewerbes

Fabian Lambeck

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet Ex-»Superminister« Wolfgang Clement, der einst die Leiharbeit entgrenzte und Hartz IV auf den Weg brachte, nun im festgefahrenen Tarifkonflikt im Bauhauptgewerbe vermittelt. Gewerkschaft und Arbeitgeber haben ihn gemeinsam als Schlichter bestimmt, weil der gebürtige Bochumer in der Vergangenheit des öfteren erfolgreich Kompromisse zwischen beiden Seiten festgezurrt hatte. Doch in diesem Jahr stecke man in einer »schwierigen Situation«, so Clement. Es sei deshalb keineswegs sicher, dass es zu einer Lösung kommt. Die Gewerkschaft fordert sechs Prozent mehr Lohn bei einer Vertragslaufzeit von zwölf Monaten und die Angleichung der Ostlöhne ans höhere Westniveau. Die Arbeitgeber hatten zuletzt 4,2 Prozent geboten und eine Einmalzahlung in Aussicht gestellt.

Keine leichte Aufgabe für den 77-Jährigen Clement, dem nicht der Ruf vorauseilt, besonders diplomatisch zu sein. Im Gegenteil: In seiner Zeit als nordrhein-westfälischer Ministerpräsident und später als »Superminister«, der die Ressorts Wirtschaft und Arbeit unter sich hatte, galt der studierte Jurist als aufbrausend. Seine Wutausbrüche waren gefürchtet. Sie verhalfen ihm zu einem Image als knorriger Macher. Dabei war der ehemalige Boulevardjournalist keineswegs der unangepasste Querdenker, als der er sich inszenierte. Vielmehr war und ist er ein gut vernetzter Lobbyist - nicht nur in eigener Sache. Als Vorsitzender des Kuratoriums der Initiative für eine neue soziale Marktwirtschaft ebenso wie als Aufsichtsratsmitglied der Deutsche Wohnen AG oder des Kraftwerksbetreibers RWE-Power.

Immer wieder wurden Vorwürfe laut, Clements politische Einlassungen seien mehr als nur die private Meinung eines ehemaligen Spitzenpolitikers. Etwa als er 2008 vor einer Wahl der hessischen SPD-Spitzenkandidatin Andrea Ypsilanti warnte und deren Energiepolitik als »Gefahr für Hessen« bezeichnete. Diese Wahlempfehlung brachte ihm ein Parteiordnungsverfahren ein. Die SPD verließ er dann freiwillig. Heute unterstützt Clement die FDP.