Wochenlang hielt die italienische Regierungsbildung Europa in Atem. Ein Grund für die vielen Schleifen, die da gedreht wurden: Paolo Savona, laut »Manager-Magazin« die Verkörperung der »Angst des Finanzmarkts vor einer neuen Euro-Krise«.
Aber der Reihe nach: Zunächst fand sich nach den Wahlen im März keine regierungsfähige Mehrheit, weil Politik-Opi Silvio Berlusconi nicht mit den Fünf Sternen wollte. Dann gab er doch den Segen für die Hochzeit der Links-Rechts-Populisten mit der rassistischen Lega. Schließlich stand die Regierungsbildung kurz vor dem Abschluss, mit Guiseppe Conte war ein Regierungschef gefunden. Aber Staatspräsident Sergio Mattarella wollte die ihm vorgelegte Ministerliste nicht absegnen.
Denn: Paolo Savona, eurokritischer pensionierter Ökonom, war dort als Finanzminister aufgeführt. Lega und Fünf Sterne beharrten auf der Personalie, die Regierungsbildung scheiterte. Italien stand kurz vor Einsetzung eines Technokraten-Kabinetts und vor Neuwahlen. Dann die Wende: Die Koalitionspartner änderten die Ministerliste - und so wurde am vergangenen Freitag doch noch die neue Rechtsregierung vereidigt.
Und Paolo Savona, der Stein des Anstoßes, gehört nach wie vor zum Kabinett. Allerdings nicht als Finanz- und Wirtschaftsminister, sondern als Minister für Europäische Angelegenheiten. Der 81-Jährige, auf Sardinien geborene Savona ist parteilos. In der Politik ist er dennoch kein Unbekannter: Von 1993 bis 1994 diente Savona als Minister für Industrie, Handel und Handwerk der Übergangsregierung von Carlo Azeglio Ciampi. Jahrzehntelang war er - neben seiner Tätigkeit als Hochschullehrer - für große Banken, Ministerien sowie Italiens größte Arbeitgeberorganisation Confindustria tätig. Antiestablishment sieht anders aus. Warum also die Aufregung? Savona tritt dafür ein, dass Italien sich auf einen Euro-Austritt vorbereiten möge. An sich sei die Gemeinschaftswährung eine gute Sache, wegen der Ungleichgewichte in der EU aber ein »deutscher Käfig«.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1090033.stein-des-anstosses.html