nd-aktuell.de / 03.07.2018 / Politik / Seite 7

Zweifel an Kims Zusagen

US-Geheimdienste: Weiter Atomprojekte Pjöngjangs

Olaf Standke

Die US-Regierung habe inzwischen einen Plan für die beim Singapur-Gipfel vereinbarte »vollständige Entnuklearisierung« Nordkoreas entwickelt, den Außenminister Mike Pompeo schon bald in Pjöngjang vorlegen wolle - so der Nationale Sicherheitsberater John Bolton am Sonntag (Ortszeit) im TV-Sender CBS erstmals öffentlich über den Washingtoner Zeitrahmen. Es gehe dabei nicht nur um die Atomwaffen- und ballistischen Raketenprogramme Nordkoreas, die in einem Jahr eingestellt werden sollen. Ziel seien auch alle chemischen und biologischen Waffen. Das ist sehr ambitioniert. Denn während sich US-Präsident Donald Trump jetzt gegenüber »Fox News« zuversichtlich zeigte und Nordkorea dafür lobte, sein Versprechen der Denuklearisierung sehr ernst zu nehmen, glauben US-Geheimdienste Kim Jong Un offenbar kein Wort.

Sie verdächtigen Pjöngjang vielmehr, weiter mehrere Atomprojekte zu betreiben. Nichts weise laut Insidern darauf hin, dass »sie das Atomwaffenarsenal verringern oder die Produktion eingestellt haben«, ließ die »Washington Post« wissen. Dagegen gebe es »eindeutige Beweise dafür, dass sie die USA hinters Licht führen« und einen Teil ihres Nuklearmaterials behalten sowie Produktionsstätten vor den USA verstecken wollten. Zugleich sei die Urananreicherung für den Bombenbau in geheimen Anlagen hochgefahren worden, so NBC News unter Berufung auf US-Beamte. Die einstige Forderung Washingtons, dass die Denuklearisierung auch »überprüfbar und unumkehrbar« sein müsse, tauchte im Abschlussdokument des Gipfels nicht mehr auf.

Bestätigt ist jedoch, dass Nordkorea schon zuvor drei der vier Tunnel auf dem Atomtestgelände Punggye-ru sprengen ließ. Allerdings sei auch das Wissen in den USA über Pjöngjangs Programme trotz eines »angemessenen Verständnisses« begrenzt, wie Pompeo einräumte; man müsse es dringend vertiefen. Die CIA etwa geht aktuell von 60 Nuklearsprengköpfen aus. Das Friedensforschungsinstitut SIPRI spricht in seinem jüngsten Report von zehn bis 20 Atombomben - eine Schätzung auf Grundlage der in Nordkorea erzeugten Plutoniummenge. Die USA verfügen zur Zeit laut SIPRI über 6450 Atomwaffen, für die sie ein 400 Milliarden teures Modernisierungsprogramm aufgelegt haben.