Wolfsburg. Der Autobauer Volkswagen rechnet wegen der neuen Abgastests mit einer langen Umstellungsphase. »Dieses Thema wird uns einige Monate beschäftigen, bis wir in den Werken wieder zu einer normalen Fahrweise kommen«, schrieb Vorstandschef Herbert Diess an die Beschäftigten. Wegen des ab 1. September für Neufahrzeuge verbindlichen Abgastest-Standards WLTP hält VW im Stammwerk Wolfsburg nach den beginnenden Werksferien tageweise die Bänder an, weil der Konzern mit der Zertifizierung verschiedener Modellvarianten nicht so schnell hinterherkommt. »Die Kolleginnen und Kollegen in der TE (Technischen Entwicklung) und der Produktion arbeiten mit Hochdruck daran, die Auswirkungen im Rahmen zu halten«, hieß es im Schreiben, das der Deutschen Presseagentur vorliegt.
Auch Betriebsratschef Bernd Osterloh wandte sich an die Belegschaft. Bei den geplanten Schließtagen habe der Betriebsrat die Lasten der Beschäftigten gegen den Widerstand der Unternehmensleitung fair verteilen können. »Aber absehbar ist leider auch, dass uns die WLTP-Probleme über das dritte Quartal hinaus begleiten werden.« Ein Grund für die lange Zeitspanne sei auch, dass der Abgasskandal viele Kräfte binde. Osterloh verwies zudem auf vermutlich noch härtere künftige Regeln für den Abgas-Ausstoß des klimaschädlichen Kohlendioxids. Die EU will die CO2-Emissionen von Autos in der Zeit nach 2021 weiter reduzieren. Eine weitere Absenkung auf 50 oder 75 Prozent sei unmöglich, meinte Osterloh. »Wenn das im Europäischen Parlament so beschlossen wird, dann können wir das Autobauen in Deutschland vergessen. Das würde den Verlust von Zehntausenden Arbeitsplätzen bedeuten.«
Sorgen bereitet VW auch der Zollstreit zwischen den USA und der EU. Präsident Donald Trump lässt Einfuhrzölle von 20 Prozent für Autos aus der EU prüfen. Diess und die Chefs weiterer deutscher Autokonzerne hatten sich deswegen mit dem US-Botschafter Richard Grenell getroffen. Beide Seiten sollen bei der Zusammenkunft die Aufhebung jeglicher Autozölle vorgeschlagen haben.
SPD-Chefin Andrea Nahles hat die Gespräche heftig kritisiert. »Wenn die amerikanische Regierung mit uns über Zölle reden will, ist das eine Sache zwischen dem Handelsminister in Washington und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU)«, sagte Nahles. »Wir sind doch keine Bananenrepublik«, fügte sie hinzu. dpa/nd Kommentar Seite 4
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