Die Spekulationen vor dem Bankenstresstest gingen fehl: Italienische Banken galten als Favoriten für die rote Laterne bei der Prüfung durch die Europäische Bankenaufsicht (EBA). Stattdessen haben die Deutsche Bank, mehrere deutsche Landesbanken sowie britische Institute am schlechtesten abgeschnitten.
Anlass zur Entwarnung gibt es freilich weder für die glimpflicher davon gekommenen italienischen Banken noch für die angezählten Institute aus Deutschland und Großbritannien. Der Stresstest ist eine Simulation, die die politische Risiken und Unwägbarkeiten ausblendet: Weder eine potenzielle Staatsschuldenkrise in Italien rund um die Auseinandersetzung zwischen Rom und Brüssel um den neuen Etat noch die Risiken eines ungeordneten Brexit waren Gegenstand des Stresstests. Dabei sind beide Szenarien durchaus im Bereich des Möglichen.
Wieviel dieser Bankenstresstext Wert ist[1], zeigt sich bestenfalls bei der nächsten schweren Krise, wodurch auch immer sie ausgelöst werden mag. An Risikofaktoren fehlt es nie, weder ökonomisch noch politisch.
Weit sinnvoller als Stresstests sind harte Eigenkapitalvorschriften für Banken, die dafür sorgen, dass Krisenverluste nicht wegen »Systemrelevanz« sozialisiert werden müssen. Doch davon ist man weit entfernt.