- Kommentare
- Die Grünen
Widersprüche unter der Decke
Aert van Riel über den Bundesparteitag und den Höhenflug der Grünen
Die Grünen sind eine Art Projektionsfläche für ihre sehr unterschiedlichen Unterstützer. Für eher linke Wähler propagieren sie großspurig die Abschaffung der Hartz-IV-Sanktionen und die Wiederbelebung der Vermögensteuer oder wie jetzt in ihrem Europawahlprogramm EU-weite Mindestlöhne. Bürgerliche Wähler freuen sich hingegen über die Realpolitik der Grünen, in der Spitzenverdiener geschont und Unternehmer als Partner gesehen werden. Die Partei wildert in verschiedenen Milieus und ist dabei sehr erfolgreich. Ihr Siegeszug könnte sich auch bei der Europawahl fortsetzen. Auf EU-Ebene oder in den Landesregierungen mit Grünen-Beteiligung treten die Widersprüche nicht für alle sichtbar zutage. Anders wäre es, wenn die Partei in der Bundespolitik Verantwortung übernehmen würde. Sie ist dazu schon lange bereit - ganz gleich in welcher Konstellation, solange die AfD nicht dabei ist.
Die Grünen können sich nun glücklich schätzen, dass es mit der Jamaika-Koalition nicht geklappt hat und ihnen viel Streit mit profilierungssüchtigen Politikern von Union und FDP erspart geblieben ist. In dieser Konstellation hätten die Grünen auch unangenehme Fragen beantworten müssen, wie viel die linken Passagen in ihrem Programm ihnen wirklich wert sind. Ähnlich geht es der SPD. Sie zerbricht derzeit als Regierungspartei an ihren inneren Widersprüchen.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.