Köln. Er schäme sich für den Staat und bitte um Entschuldigung - mit diesen Worten hatte sich ein Kölner Richter in der vergangenen Woche an einen freigesprochenen Angeklagten gewandt. Der 28-Jährige war beschuldigt worden, am Rande des Christopher Street Day 2016 Polizisten beleidigt und verletzt zu haben. Das Gericht kam aber im Gegenteil zu dem Schluss, dass der Mann von der Polizei übel misshandelt worden sei.
Daraufhin nahm die Kölner Staatsanwaltschaft ihre schon eingestellten Ermittlungen gegen die Polizisten nun wieder auf. Zwei männliche Polizisten sollen dem Unschuldigen Gewalt angetan haben, weitere Polizeibeamte hätten danebengestanden und seien nicht eingeschritten.
Die Vorwürfe sollten »nochmals umfassend sorgfältig und ohne überbordende Emotion« untersucht werden, sagte ein Sprecher der Anklagebehörde am Montag. Gleichzeitig habe die Staatsanwaltschaft aber auch gegen den Freispruch des Angeklagten Revision eingelegt. Aus ihrer Sicht stelle sich der Sachverhalt anders dar, als vom Vorsitzenden Richter Thomas Quast beschrieben.
Der Mann war nach Überzeugung des Gerichts von den Polizisten grundlos geschlagen und getreten worden. Quast hatte gesagt, er sehe hier eine gefährliche Körperverletzung. Bei der Fahrt ins Polizeipräsidium sei der 28-Jährige auch noch homophob beleidigt worden. Der Richter befand: »Ich schäme mich in den Grund, weil Leute Ihnen im Namen dieses Staates Gewalt angetan haben. Und ich bitte Sie für diesen Staat um Entschuldigung.« Der Kölner Christopher Street Day (CSD) ist eine der größten Veranstaltungen der lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans-, intergeschlechtlichen und queeren Community in Europa - kurz: LGBTIQ. dpa/nd