Hamburg. Die Staatsanwaltschaft Hamburg hat Anklage gegen einen 92-jährigen ehemaligen SS-Wachmann erhoben. Wie die Staatsanwaltschaft am Donnerstag mitteilte, wird dem Hamburger Beihilfe zum Mord in 5.230 Fällen vorgeworfen. Der Beschuldigte soll zwischen August 1944 und April 1945 im Konzentrationslager Stutthof (bei Danzig) die heimtückische und grausame Tötung jüdischer Häftlinge unterstützt haben. Das Verfahren soll wegen des jugendlichen Alters zur Tatzeit vor einer Jugendstrafkammer des Landgerichts Hamburg als Schwurgericht stattfinden.
Zu den Aufgaben des damals 17- und 18-jährigen Wachmanns habe es gehört, die Flucht, Revolte und Befreiung von Gefangenen zu verhindern, so die Staatsanwaltschaft. Als »Rädchen der Mordmaschinerie« habe er sich daher an den Tötungen beteiligt.
Während der Wachtätigkeit des Angeschuldigten gab es die Anordnung der Staatsführung des NS-Regimes, alle Jüdinnen und Juden zu ermorden. Häftlinge wurden überwiegend durch Genickschuss im Krematorium des Lagers oder durch Verabreichung des Giftgas Zyklon B getötet. Zudem kamen zahlreiche Menschen durch Nahrungsentzug oder Verweigerung medizinischer Versorgung zu Tode.
Das Verfahren gegen einen anderen SS-Wachmann des Konzentrationslagers Stutthof in Münster[1] kam im Februar zum Erliegen, da das Gericht dem 95-Jährigen mangelnde Prozessfähigkeit aus gesundheitlichen Gründen bescheinigte. Auch ihm wird Beihilfe zum Mord in mehreren hundert Fällen vorgeworfen. epd/nd