Auf der bereits 1868 eröffneten Galopprennbahn Hoppegarten lassen sich Familien mit Decke und Picknickkorb auf dem Rasen vor dem Geläuf nieder, wetten zum Vergnügen bloß mal zwei Euro auf Platz oder Sieg. Hier ist der Pferdesport nicht ausschließlich eine exklusive Sache. Nahe des Zieleinlaufs steht jedoch eine Tribüne, zu der nur Publikum mit einer gesonderten Berechtigung Zutritt hat. Bürgermeister Karsten Knobbe (LINKE) verfügt über einen der notwendigen VIP-Pässe. Er hat ihn für seine Verdienste um den Erhalt der denkmalgeschützten Anlage erhalten und darf Gäste mit hineinnehmen.
Heute hat er den Bürgermeister der badischen Partnergemeinde Iffezhausen im Schlepptau, schaut aber nur kurz vorbei, weil er noch andere Termine hat. Denn am 1. September ist Bürgermeisterwahl. Knobbe möchte nach acht Jahren im Amt in die Verlängerung. Er hat jetzt ständig Termine - und er hat den Amtsbonus. »Man ist bekannt, man kann Erfolge vorweisen«, sagt er. Trotzdem wird es kein Kinderspiel für ihn. Die Zusammensetzung der Bevölkerung ändert sich ständig. 6000 Einwohner zählte die Rennbahngemeinde vor 25 Jahren, jetzt sind es 19 000. »Das darf man nicht unterschätzen.« 80 Prozent der Zugezogenen stammen aus Berlin, und von denen sind wiederum 80 Prozent aus Ostberlin gekommen, so wie auch Knobbe selbst. In Hoppegarten lebt die Mittelschicht. »Es sind Familien, die darauf angewiesen sind, dass beide Eltern arbeiten, um das Häuschen abbezahlen zu können«, beschreibt der Bürgermeister die vorherrschende soziale Lage.
Als größtes Problem Hoppegartens, das gerade gelöst werde, nennt Knobbe die beengten Verhältnisse in den Schulen. Eine Grundschule im Ortsteil Hönow werde gerade gebaut und soll im November fertig sein. Ein freier Träger stehe bereit, ein privates Gymnasium aufzumachen. Bislang pendeln die Gymnasiasten aus Hoppegarten nach Neuenhagen. Weil aber auch dort nicht genug Platz für alle ist, müssen einige nach Rüdersdorf und Strausberg ausweichen. Das ist kompliziert. Nach Rüdersdorf dauert es mit öffentlichen Verkehrsmitteln anderthalb Stunden, mit dem Auto nur 20 Minuten. Karsten Knobbe weiß, wovon er redet - er bringt seine Tochter deswegen mit dem Auto zum Unterricht.
Es gibt noch viel zu tun. »Wir müssen seniorenfreundlicher werden«, nennt der Bürgermeister ein Beispiel. Altersgerechte Quartiere sind einige entstanden. Nun müssten Bordsteine abgesenkt werden, damit die Rentner mit Rollator nicht vor schwer überwindlichen Hindernissen stehen, wenn sie an die frische Luft gehen. Auch fehle es an preiswertem Wohnraum für junge Leute. Um diese Dinge will sich Knobbe kümmern, wenn ihm die Wähler für weitere acht Jahre das Vertrauen schenken. Studiert hat er in den 1980er Jahren am Institut für Internationale Beziehungen in Moskau und in den 1990er Jahren Jura an der Berliner Humboldt-Universität. Einen eigenen Wahlwerbespot hat Knobbe nicht. Er tritt stattdessen in dem Spot der Landtagskandidatin Franziska Schneider (LINKE) mit auf.
Bei der Kommunalwahl am 26. Mai verlor die LINKE zwei ihrer acht Mandate in der Gemeindevertretung von Hoppegarten, ist jedoch stärkste Fraktion geblieben. Das eröffnet gute Aussichten für die Bürgermeisterwahl am 1. September. Mitbewerber sind CDU-Fraktionschef Thomas Scherler und für die SPD Kerstin Diettrich, mit denen Knobbe als Bürgermeister gut zusammenarbeitet, wie er betont. Knobbe stellt fest, dass er selbst und diese beiden Konkurrenten ihren Wahlkampf in einem sachlichen Stil führen.
»Es ist beileibe nicht alles schlecht gelaufen für Hoppegarten; wir sind eine der wohlhabendsten Gemeinden im Landkreis, unsere Kindergärten sind fast alle neu, wir haben ausreichend Plätze«, lobt CDU-Bewerber Scherler. Er findet aber auch: »Dennoch gibt es viel zu verbessern, nachzuregulieren und neu zu bedenken.«
Die SPD-Kandidatin Kerstin Diettrich wohnt zwar im benachbarten Neuenhagen, nennt Hoppegarten jedoch ihre »zweite Heimat«, weil sie dort die Kita »Kinderkiste« leitet. Außerdem gibt es noch den von der FDP unterstützten Einzelbewerber Sven Siebert. Der arbeitet als Kämmerer in der Stadtverwaltung von Eberswalde und gehörte vor gar nicht langer Zeit noch der CDU an.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1124450.hoppegarten-aufgalopp-fuer-den-buergermeister.html