nd-aktuell.de / 14.09.2019 / Politik / Seite 8

Ungehorsam

Roger Hallam hat Extinction Rebellion mitgegründet. Er wurde in London verhaftet.

Alexander Isele

Es sollte eine der spektakulärsten Aktionen der vergangenen Jahre werden. Die Umweltschutzaktivisten der Gruppe Extinction Rebellion sind am Freitag zunächst mit dem Versuch gescheitert, am größten Flughafen Europas, London Heathrow, den Flugverkehr lahmzulegen. Vielleicht auch, weil mehrere ihrer Mitglieder zuvor verhaftet wurden.

So auch Roger Hallam. Dabei waren dem Mitgründer von Extinction Rebellion die Bilder seiner Festnahme vermutlich recht. Der 53-jährige hatte erst im vergangenen Jahr am Londoner King’s Collage promoviert. Das Thema seiner Doktorarbeit: Wie können Protestbewegungen erfolgreich sein? Hallam meint, dass es dazu dreier Elemente bedürfe: Erstens müsse durch eine massive Störung der Öffentlichkeit Aufmerksamkeit erzeugt werden; zweitens bedürfe es der Bereitschaft, persönliche Konsequenzen zu erdulden, wie zum Beispiel Festnahmen; und drittens müsse der Umgang untereinander, mit der Öffentlichkeit und mit der Polizei respektvoll sein.

Der Ökobauer zog aus seiner Forschung den Schluss, dass nur jene Bewegungen erfolgreich waren, bei denen es zu Massenverhaftungen kam. Deshalb treten viele von Extinction Rebellion unter Klarnamen auf - was es der Polizei erleichtert, die Aktivisten ausfindig zu machen. »Ich bin bereit, ins Gefängnis zu gehen«, sagte Hallam mehrfach. Die Menschheit stehe vor ihrer größten Katastrophe. Da es andere Protestformen in den vergangenen 30 Jahren nicht vermochten, die Umweltzerstörung aufzuhalten, brauche es nun »massenhaften zivilen Ungehorsam«.

Hallams Ansatz ist erfolgreich. Extinction Rebellion wächst seit ihrer Gründung vor einem Jahr in Großbritannien rasant. Im April dieses Jahres legte sie mit der Blockade vieler Straßen Teile Londons lahm. Auch in Deutschland gibt es mittlerweile über 50 Ableger. Für Oktober ist in etlichen Ländern eine Rebellionswoche geplant. Nun droht aber Ungemach. Viele der Aktivisten kritisierten im Vorfeld die Aktion am Londoner Heathrow - eine Spaltung droht.