nd-aktuell.de / 03.02.2020 / Berlin / Seite 9

Hindenburg soll weg

Parlament fordert Aberkennung der Ehrenbürgerwürde

Martin Kröger

Die Empörung holt die FDP-Fraktion in den sozialen Medien ein. Der Grund für die Aufregung: Nach der Abstimmung zur Aberkennung der Ehrenbürgerwürde des ehemaligen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg durch das Abgeordnetenhaus am vergangenen Donnerstag schrieb die Fraktion auf Twitter zu einer Debatte zwischen einem Abgeordneten der Linksfraktion und der FDP: »Das ist einfach Unsinn! Hindenburg war eine Stütze der Weimarer Republik, stabilisierte auch das parlamentarische und demokratisch gewählte System. Auch wenn jemand wie er heute nicht mehr neu auf die Ehrenbürgerliste käme, rechtfertigt das nicht seine Streichung.« Der Steigbügelhalter für Adolf Hitler, der die Machtergreifung der Nazis 1933 möglich machte, soll eine Stütze Weimars gewesen sein? So viel Geschichtsklitterung war nicht vermittelbar. Inzwischen ist der Beitrag auf Twitter gelöscht. Die FDP-Fraktion begründete den Schritt damit, dass »die deutsche Geschichte« ein »sensibles Thema« sei. »Wir haben uns nicht dementsprechend ausgedrückt. Hindenburgs historische Rolle ist differenziert zu betrachten.«

Rot-Rot-Grün beschloss unterdessen, dass der Senat aufgefordert wird, die Ehrenbürgerwürde Hindenburgs abzuerkennen. »Die Zeit, in der wir leben, erfordert wieder ein Aufstehen für Demokratie«, sagte die LINKE-Abgeordnete Regina Kittler. »Das schließt die konsequente Verurteilung von Tätern ein. Und Hindenburg war Täter.«