Angeblich haben Niederlagen das Potenzial, Demut zu wecken. Wer Alexander Gauland hört, könnte an einen solchen Effekt des Hamburger Wahlergebnisses glauben. Alle müssten verbal abrüsten, und auch die AfD habe sich zuweilen in der Wortwahl vergriffen, meinte der Chef jener Fraktion im Bundestag, die als Delegation einer Rechtsaußenpartei oder als Ultrakonservative oder als Rechtspopulisten wirklich zurückhaltend benannt ist. In Hamburg hat die AfD eine herbe Niederlage eingesteckt, und Gauland scheint zu schlussfolgern, dass seine Partei zum Opfer einer überbordenden Stimmungsmache geworden ist.
Da schimmert einerseits die Erkenntnis durch, dass die übergroße Mehrheit der Gesellschaft mit rassistischen Sprüchen wohl nie zu ködern sein dürfte und es vernünftig sein könnte, ihren Widerspruch nicht zu vorlaut zu provozieren. Und dass es andererseits nicht schaden kann, den verkündeten Anspruch der eigenen Bürgerlichkeit mit einem wohlgesetzten Wort der Mäßigung zu untermalen. Auch dies ein Köder. Gauland behauptet damit, dass er und seine Mithetzer nur ein wenig drastisch ausmalen, was unter der Decke Konsens der Mehrheitsgesellschaft sei. Doch das stimmt nicht. Wäre es so, müsste man ernsthaft befürchten, dass Deutschland steht, wo es schon einmal stand. Vor der faschistischen Diktatur.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1133358.selbstkritik-in-der-afd-gaulands-koeder.html