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Patientenschützer kritisieren Pflege-Aufnahmestopp +++ Strände in Mecklenburg-Vorpommern bleiben leer
Der Newsblog zur Coronakrise - Sonntag, 05.04.2020
14.50 Uhr: Patientenschützer kritisieren Pflege-Aufnahmestopp
Patientenschützer kritisieren den Aufnahmestopp für Pflegeheime in Bayern und Niedersachsen infolge der Corona-Pandemie. »Ein grundsätzlicher Aufnahmestopp in den Pflegeheimen ist ein Brandbeschleuniger in der Krise«, sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, am Sonntag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Mit dieser Maßnahme versagten Niedersachsen und Bayern beim Schutz der Schwächsten, denn Pflegeheimplätze würden dringend gebraucht. Die Heime müssten in der Corona-Krise allerdings auch gerüstet sein, der Infektionsgefahr zu begegnen, mahnte Brysch. Ein Aufnahmestopp treffe auch die pflegenden Angehörigen. Deshalb müsse jeder Pflegebedürftige vor einer Aufnahme auf Corona getest werden und in der Einrichtung isoliert werden, bis ein Ergebnis vorliege. Außerdem müssten leerstehende Reha-Einrichtungen, Landschulheime oder Hotels für die Aufnahme von Pflegebedürftigen genutzt werden.
Das bayerische Gesundheitsministerium hatte am Samstag verfügt, dass Alten- und Pflegeheime keine weiteren Bewohner aufnehmen dürfen, um weitere Corona-Ansteckungen möglichst zu verhindern. Für ältere und pflegebedürftige Menschen bestehe eine besonders hohe Gefahr, an Covid-19 mit schwerem Verlauf zu erkranken, erklärte Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) in München. Die Maßnahme gilt zunächst bis zum 19. April. Auch Niedersachsen hatte Ende März nach dem Bekanntwerden von mehreren Todesfällen in einem Wolfsburger Pflegeheim einen landesweiten Aufnahmestopp für alle Pflegeheime verhängt. Das Wolfsburger Hanns-Lilje-Heim und das Seniorenheim St. Nikolaus in Würzburg sind die bundesweit am stärksten durch die Corona-Krise betroffenen Einrichtungen für alte Menschen. Dort starben jeweils mehr als 20 Bewohner.
13.45 Uhr: Wegen Kontaktbeschränkungen bleiben Strände in Mecklenburg-Vorpommern leer
Strahlendes Ausflugswetter in Mecklenburg-Vorpommern - aber fast niemand ist an der frischen Luft zu sehen. Die von der Landesregierung beschlossenen Kontaktbeschränkungen werden nach Einschätzung der Polizei auch am Sonntag weitgehend eingehalten. Diesen Eindruck betätigten die im Internet verfügbaren Webcams von den bisherigen Hotspots des Tourismus. An allen Stränden sind kaum Fußgänger zu sehen. Bereits am Samstag gab es kaum Hinweise auf Verstöße.
Wie die Polizei weiter berichtete, gibt es immer wieder Hinweise von Bürgern auf größere Ansammlungen von Menschen, die laut Landesregierung nicht mehr genehmigt sind. Oft handele sich dabei jedoch um Treffen von Familien, die ausdrücklich erlaubt sind. Hin und wieder müssten Grillpartys aufgelöst oder auch Menschen aus anderen Bundesländern nach Hause geschickt werden.
13.15 Uhr Riexinger fordert Hilfen gegen drohenden Anstieg von Privatinsolvenzen
Linken-Chef Bernd Riexinger hat sich besorgt über einen drohenden Anstieg von Privatinsolvenzen in der Corona-Krise gezeigt und staatliche Hilfen für die Gefährdeten verlangt. »Die ökonomischen Folgen der Pandemie werden sehr viele Menschen hart treffen«, sagte Riexinger am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP. Viele Menschen hätten ihr Einkommen verloren - sie müsse der Staat nun »schnell und unbürokratisch unterstützen«.
Zuvor hatten Verbraucherschützer Alarm geschlagen: Sie fürchten einen massiven Anstieg privater Insolvenzen. Riexinger wies auf besonders gefährdete Gruppen hin: »Soloselbstständige, die häufig nur sehr geringe Rücklagen haben, kleine Geschäftsleute, aber natürlich auch Honorarkräfte aus unterschiedlichsten Branchen haben gerade von einem Tag auf den anderen ihr komplettes Einkommen verloren.«
Riexinger forderte mehr staatliche Unterstützung auch für lohnabhängige Beschäftigte, die wegen der Krise in Finanznot geraten. »Wenn sie in Kurzarbeit geschickt werden, und nur noch 60 oder 67 Prozent ihres Lohnes erhalten, werden Menschen, die vor der Krise Kredite bedienen mussten, schnell in Bedrängnis geraten«, sagte er zu AFP. »Eine Erhöhung des Kurzarbeitergeldes auf 90 Prozent ist unbedingt notwendig.«
11.55 Uhr: Ramelow wirbt für freiwilliges Tragen von Mundschutz
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) hat das freiwillige Tragen eines Mundschutzes befürwortet. Eine angeordnete Maskenpflicht lehne er ab, solange nicht Jedem eine verordnete Maske zur Verfügung gestellt werden könne, twitterte Ramelow am Sonntag.
In Jena wird im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus ab diesem Montag das Tragen von Mundschutz etwa in Geschäften sowie Bussen und Bahnen Pflicht. Es muss allerdings kein medizinischer Mundschutz sein, sondern es reichen selbstgenähte Masken, Tücher oder Schals, die Mund und Nase bedecken.
11.20 Uhr: Virtuelles Gedenken an Befreiung von KZ Buchenwald
Mit einem virtuellen Gedenken soll am nächsten Wochenende an den 75. Jahrestag der Befreiung der Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora in Thüringen gedacht werden. Am 11. April - dem historischen Tag der Befreiung - werde eine entsprechende Webseite freigeschaltet, sagte der Sprecher der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Rikola-Gunnar Lüttgenau. Dort seien dann Statements von Überlebenden und Personen des öffentlichen Lebens zu finden. Auch eine Thüringer Erklärung solle es geben. Nähere Angaben dazu machte der Sprecher aber noch nicht.
Ursprünglich war die zentrale Gedenkfeier an diesem Sonntag geplant. Sie musste wegen der Corona-Krise abgesagt werden. Am 11. April würden dann zum Gedenken auch Kränze abgelegt - allerdings ohne Publikum.
Im KZ Buchenwald und seinen Außenlagern wurden rund 56 000 Menschen ermordet oder starben durch Krankheit, Hunger, Zwangsarbeit und medizinische Experimente. Mehr als 8000 sowjetische Kriegsgefangene wurden erschossen. Das KZ Mittelbau-Dora bei Nordhausen wurde am selben Tag wie das KZ Buchenwald bei Weimar von der US-Armee befreit.
10.30 Uhr: Zwei Millionen Schutzmasken aus China in Berlin angekommen
In Berlin sind zwei Millionen Atemschutzmasken und 300 000 Schutzkittel aus China angekommen. Sie sind am Samstag am Flughafen Leipzig/Halle eingetroffen. Die Bundeswehr habe sie dort abgeholt und nach Berlin gebracht, sagte Senatssprecherin Melanie Reinsch am Sonntagmorgen. Die Schutzmasken und -kittel sollen ab Montag in Berlin unter anderem an Kliniken, Pflegeheime und die Polizei verteilt werden. Zuvor hatte der »Spiegel« darüber berichtet.
Nach Senatsangaben war zuvor eine Lieferung von 200 000 Schutzmasken auf dem Flughafen der thailändischen Hauptstadt Bangkok verschwunden. Der Grund war am Samstag noch unbekannt, der Senat forsche nach, hieß es. Die Masken waren für die Berliner Polizei bestimmt. Innensenator Andreas Geisel (SPD) hatte am Freitag mitgeteilt, die Masken seien auf Betreiben der USA »konfisziert« worden. Das Portal t-online.de zitierte einen hohen US-Regierungsbeamten mit der Aussage, die Vorwürfe aus Berlin seien »komplett falsch«.
09.45 Uhr: Zweites Flüchtlingslager nahe Athen unter Corona-Quarantäne
Zum zweiten Mal binnen weniger Tage hat der griechische Coronavirus-Krisenstab ein Flüchtlingslager nahe Athen für 14 Tage wegen einer Coronavirus-Infektion unter Quarantäne gestellt. Es handelt sich um das Camp von Malakasa rund 45 Kilometer nördlich der griechischen Hauptstadt, wie der staatliche griechische Rundfunk (ERT) am Sonntagmorgen berichtete. Dort leben etwa 1800 Menschen. Demnach wurde ein 53 Jahre alter Afghane positiv auf das Virus getestet.
»Wir werden unseren Plan so wie im anderen Fall umsetzen«, sagte Griechenlands Migrationsminister Notis Mitarakis im Radiosender Protothema. Das Virus war bereits Anfang vergangener Woche bei einer Frau nach der Geburt ihres Kindes in einem Krankenhaus in Athen festgestellt worden. Die Frau lebte im Lager von Ritsona rund 75 Kilometer nördlich von Athen. Anschließend waren 20 weitere Flüchtlinge in diesem Camp positiv auf das Virus getestet worden. Ritsona ist bereits unter Quarantäne gestellt worden. Dort leben rund 3000 Menschen.
In den Lagern auf dem griechischen Festland ist die Lage bei weitem nicht so schlimm wie in den Camps auf den Inseln im Osten der Ägäis. Die Menschen leben dort in Wohncontainern nicht so eng beieinander wie auf den Inseln. Dort harren sie mehrheitlich in Zelten und provisorischen Unterkünften unter Plastikplanen aus. In Griechenland sind bislang 68 Menschen an der vom neuartigen Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 gestorben.
Kanzleramtschef Helge Braun: Höhepunkt der Corona-Krise kommt erst noch
Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) sieht den Höhepunkt der Corona-Krise in Deutschland noch nicht erreicht. »Die Zeit mit den höchsten Infektionszahlen liegt noch vor uns«, sagte Braun der »Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung« (F.A.S.). Die Aufgabe der Bundesregierung sei es, »uns für unsere Bevölkerung auf den schwierigsten Teil dieser Krise vorzubereiten«.
Seiner Ansicht nach sei der Maßstab für die Fortsetzung oder Lockerung der Maßnahmen zur Eindämmung der Seuche, »dass sich in gleichen Zeitabständen weniger Menschen infizieren«. Vor Beginn der jetzigen Einschränkungen habe es eine »Verdoppelung alle drei Tage« gegeben. Um aber das Gesundheitswesen nicht zu überfordern, müssten die Verdopplungszeiten bei deutlich über zehn Tagen liegen. »Wahrscheinlich sogar eher zwölf oder vierzehn Tage«, betonte Braun.
Anfangs habe die Bundesregierung zudem erwartet, dass Patienten in Deutschland kürzer auf Intensivstationen liegen würden als in anderen Ländern und auf etwa zehn Tage gehofft. »Jetzt fürchten wir, dass die Beatmungszeiten länger werden, weil immer mehr ältere Menschen sich infizieren.«
In Bezug auf Kritik aus der Wissenschaft an den Schulschließungen in Deutschland sagte der Kanzleramtsminister, bei Kindern verlaufe eine Corona-Infektion zwar oft weniger schwer als bei Erwachsenen, »aber die Vorstellung, dass sie sich auf dem Schulhof zu 100 Prozent nach unseren Abstandsvorschriften verhalten, ist nicht sehr realistisch«. Wenn sie dann nach Hause kämen, träfen sie dort vielleicht auf ihre Großeltern. »Dann können schnell Infektketten entstehen.«
Braun versicherte, die Bundesregierung werde nicht aus wirtschaftlichen Gründen Risiken für die Gesundheit der Bevölkerung eingehen. »Die Vorstellung, dass wir in Deutschland vielleicht bald manche Kranke nicht mehr versorgen können, weil die Zahl der Infektionen hochschießt, ist so schwerwiegend, dass ich sage: Das Wichtigste ist zunächst, dass wir das vermeiden. Dahinter steht die Wirtschaft erst mal einen großen Schritt zurück.«
Agenturen/nd
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