nd-aktuell.de / 31.07.2007 / Kultur

Spanische Stiefel und Eiserne Jungfrau

Folterinstrumente in Museum in Kärnten

Daniela Fuchs
Wer denkt bei Folter nicht an Schmerzen, Qualen, zweifelhafte Methoden, Menschen zu Geständnissen zu bringen? Gefoltert wurde bereits in der Antike bei den Griechen und Römern über das Mittelalter bis hin zum 18. Jahrhundert als Bestandteil des strafrechtlichen Verfahrens in West- und Mitteleuropa. Trotz ihrer offiziellen Abschaffung Ende des 19. Jahrhunderts wird die Folter in vielen Ländern weiter praktiziert. Österreichische Museen in Seeboden und Wien beherbergen Mitteleuropas größte Sammlung zum Thema. Das Foltermuseum in Seeboden am Millstätter See in Kärnten befindet sich in der 1237 erstmals urkundlich erwähnten Burg Sommeregg. In halbdunklen Räumen werden Folterinstrumente präsentiert, an menschengroßen Puppen ihre Wirkungsweise demonstriert. Zu sehen sind fachkundig recherchierte Dioramen, mit Beinschraube oder »Spanischem Stiefel«, Daumenschraube, Stachelstuhl, Streckbank oder Eiserner Jungfrau. An die Inquisitionsprozesse der Kirche wird erinnert. Ab dem 16. Jahrhundert war die Daumenschraube das gebräuchlichste Instrument, um erwartete Aussagen zu erzwingen. Ihre Anwendung war nach Vorschriften der österreichischen Kaiserin Maria Theresia, der Constitutio Criminalis Theresiana von 1768, genau beschrieben. Jene Konstitution war der letzte Versuch, die Folter an Regelungen zu binden. Zunächst sollte der Delinquent mit der Tortur allein geschreckt werden. Folgte kein Geständnis, wurde die Daumenschraube mit oder ohne Draufklopfen angewandt. Neben dem Galgen sind auch regelrechte Tötungsmaschinen zu sehen. Dazu gehören Guillotine und Garrotte. Letztere blieb bis 1975 in Spanien unter Franco in Anwendung. Die Ausstellungsmacher bekennen sich als entschiedene Foltergegner. Sie wollen schauriges Gruseln erzeugen und neben pädagogischem Effekt Bildung vermitteln. Der Besucher erfährt Wissenswertes über die Geschichte der Folter, über Gerichtsbarkeit und -ordnung und das Amt des Henkers und seine soziale Stellung. Nicht alle Strafen endeten mit dem Tod. Zu den sogenannten Ehrstrafen gehörte das Tragen von Schandmasken oder der Pranger, der besonders im 15. Jahrhundert verbreitet war und bis weit ins 19. Jahrhundert angewandt wurde. Vor dem Rathaus oder auf dem Marktplatz musste der an eine Säule gebundene Verurteilte die Schmähungen seiner Mitmenschen erdulden. Eine ehrenvolle Rückkehr in die Gemeinschaft war danach nahezu ausgeschlossen. Dem Gang durch die Geschichte schließt sich eine Sonderausstellung von Amnesty International an zur Folter in der Gegenwart. Als Instrument moderner Kriegsführung werden die unmenschlichen Torturen entlarvt. Auf Bildschirmen schildern Betroffene ihr Schicksal.