Es ist viel von Erfolg die Rede in der am Donnerstag präsentierten Ein-Jahres-Bilanz des Exzellenzverbunds aus Freier Universität, Humboldt-Universität, Technischer Universität Berlin und Charité. Im vergangenen Jahr war die Berlin University Alliance (BUA) - so der Name des Vierer-Bündnisses - als einer der Gewinner aus dem von Bund und Ländern ausgelobten Exzellenzwettbewerb der deutschen Hochschulen hervorgegangen.
Er sei »sehr stolz und beeindruckt«, was der Verbund im ersten Jahr geschafft habe, sagt Günter Ziegler, Präsident der Freien Universität (FU). Man sei »sehr schnell« und »gut zusammengewachsen«, sagt die frisch wiedergewählte Präsidentin der Humboldt-Universität (HU) Sabine Kunst. Selbst wenn man den damaligen Verfassern der Wettbewerbsunterlagen »Weitsicht bescheinigt«, hätte niemand gedacht, dass »Global Health«, einer der Forschungsschwerpunkte des Antrages, angesichts der Corona-Pandemie so relevant werden würde und im Grunde »wie die Faust aufs Auge passt«, sagt Heyo Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité.
Überhaupt habe Corona die BUA-Aktivitäten »nicht gebremst, sondern beschleunigt«, so Ziegler. Dem FU-Präsidenten zufolge sind in den vergangenen zwölf Monaten über die Allianz mehr als 560 Wissenschaftler in über 130 gemeinsamen Forschungsprojekten zusammengebracht worden.
Nun ist der Titel »Exzellenzuniversität« oder in diesem Fall »Exzellenzverbund« neben dem nicht zu unterschätzenden Prestige vor allem mit einer Menge Geld verbunden. Wie BUA-Sprecherin Christina Camier vorrechnet, bekommt der Verbund für seine Forschungsprojekte pro Jahr 23,5 Millionen Euro vom Bund und noch einmal sechs Millionen Euro obendrauf vom Land Berlin zur Unterstützung von Spitzenberufungen und Forschungsprojekten. Die Exzellenzgelder sprudeln erst einmal bis 2026. Ob es danach weitergeht, hängt von einer externen Begutachtung der Ergebnisse ab. »Das muss bis 2026 abgeschlossen sein, um einen nahtlosen Übergang zu gewährleisten.«
Wie in vielen Bereichen gilt allerdings auch für die Berliner Universitätsallianz: Wo viel Geld im Spiel ist, da ist auch der Streit nicht weit. So sorgte im Sommer die sogenannte Kollaborationsplattform in den Akademischen Senaten der Unis für erhebliche Unruhe. Die »Collaboration Platform« soll die Zusammenarbeit der vier BUA-Partner als Körperschaft organisieren, den Laden also im Grunde schmeißen. Die Senate kritisierten dabei, dass sie in Entscheidungsprozesse der Plattform nicht in ausreichendem Maß eingebunden werden. Um die Plattform überhaupt aufzustellen bedurfte es eigens eines Gesetzes, das vom Abgeordnetenhaus verabschiedet werden musste. Sowohl Links- als auch Grünen-Fraktion mahnten in diesem Zusammenhang Nachbesserungen an. Also wurde nachgebessert. Anfang Oktober passierte das Gesetz schließlich das Parlament.
Ein wichtiger Schritt, sagt HU-Präsidentin Sabine Kunst am Donnerstag, um dann hinzuzufügen: »Die Entwicklung der Collaboration Platform ist in der Tat keine einfache Operation gewesen.« Man habe »gründliche Diskussionen« geführt. Und schlussendlich sei es »eine Leistung, dass wir uns am Ende des Tages auf einen gemeinsamen Nenner geeinigt haben«. Mit der Plattform habe man nun jedenfalls »eine gut funktionierende Drehtür zwischen uns als Institutionen«.
Das sieht Bengt Rüstemeier anders. »Es fehlt in der Plattform nach wie vor an Mitbestimmung und vor allem an effektiven Kontrollmöglichkeiten«, sagt der studentische Vertreter im Akademischen Senat der HU. Der Vorstand - und das sind die vier Spitzen der drei Unis und der Charité - seien »das einzige Entscheidungsorgan«, so Rüstemeier. »Die Plattform wird immer als rein administrativ dargestellt. Aber es geht hier auch um die Verwaltung von Forschungsgroßprojekten und insofern um Geld.«
Wie viele andere Studierendenvertreter lehnt auch Rüstemeier den mit der BUA verbundenen Exzellenzgedanken generell ab. »Die Gelder fließen nur an die Unis, denen es sowieso schon gut geht.« Und selbst an den Hochschulen, die davon profitieren, würden die Mittel nicht dorthin gehen, wo sie gebraucht werden, nämlich die Grundfinanzierung der Hochschulen. Verbesserungen an den Unis? »Davon spüre ich eigentlich nichts.«
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1144645.harmonisches-geldausgeben.html