Sie bekommt Strafzettel wegen Falschparkens, hat schon als Jugendliche Alkohol getrunken und befürwortet zivilen Ungehorsam, aber nur in gewaltfreier Form – klingt so die neue Ulrike Meinhof oder Gudrun Ensslin? Nein, es handelt sich um Jella Haase. Inzwischen an der Berliner Volksbühne engagiert, wurde sie bekannt als Chantal in »Fack ju Göhte«, einem als Komödie getarnten Plädoyer für die Ersetzung der Schulbildung durch ein neoliberales Bootcamp.
Die 1992 in Berlin-Kreuzberg geborene Schauspielerin hat nun auf die Frage, welche Kriminelle sie bewundert, nicht nur eine Berliner Sprayercrew, sondern auch die RAF genannt. Sie teile deren »Grundgedanken, die Kapitalismuskritik«. Nur um dann anzufügen: »Der ausufernde Kapitalismus und die Märkte müssten gesetzlich besser reguliert, Konzerne wie Amazon oder Google ganz anders besteuert werden.« Klingt das nach Roter Armee Fraktion? Oder nicht eher nach Willy-Brandt-seligem SPD-Stammtisch?
Wer heute aber RAF sagt, wenn man es schon nicht meint, hat noch immer die Springerpresse am Hals. Die »Welt« präsentierte das Ganze als Skandal, worüber man sich bei der rapide sinkenden Auflage und dem allgemeinen Geschäftsmodell nicht wundern sollte. Es folgte ein Sturm im Wasserglas der »asozialen Hetzwerke« (Hermann L. Gremliza). Mit wirklicher Debatte hat das alles nichts zu tun.
»Der Fehler der RAF war weder die Anwendung von Gewalt noch waren es Kriminaldelikte, sondern ihr Fehler war die Niederlage im antiimperialistischen Kampf.« Was wäre gewesen, hätte Haase so etwas gesagt? Geschrieben hat es Wolfgang Pohrt 1987, es waren andere Zeiten.
Was es zu unseren Zeiten noch zu sagen gibt? Die RAF hatte ihrem »Konzept Stadtguerilla« ein Zitat von Mao vorangestellt: »Wenn der Feind uns bekämpft, ist das gut und nicht schlecht.« Willkommen im Kampf, Genossin Haase.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1148683.jella-haase-rotfront.html