nd-aktuell.de / 23.03.2021 / Kommentare / Seite 9

Endlich mal im richtigen Feld

Claudia Krieg über den Einsatz von Soldaten in Impfzentren

Claudia Krieg

Es war ein einigermaßen überraschender Dankesgruß, den die Grünen-Politikerin Bettina Jarasch im Innenausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses in Richtung des anwesenden Generals sandte: Die Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr und Zivilgesellschaft bei der Pandemiebekämpfung sei »eine gute Erfahrung für uns alle« gewesen, so die Kandidatin für das Amt der Regierenden Bürgermeisterin.

Zur Erinnerung: Der von den Grünen geführte Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg hatte bis November vergangenen Jahres eine Unterstützung durch Bundeswehrsoldat*innen abgelehnt. Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann hatte immer wieder betont, dass man in der Lage sei, genügend zusätzliches ziviles Personal für die Aufgaben im Öffentlichen Gesundheitsdienst im Bereich der Kontaktnachverfolgung zu rekrutieren. Dafür wurde Herrmann gescholten, bewies aber auch die Konsequenz, die man bei den Grünen im Hinblick auf Antimilitarismus schon seit den 90er Jahren eigentlich kaum mehr zu suchen braucht. Man muss sich also fragen, ob es unter einer grünen Berliner Bürgermeisterin ein öffentliches Gelöbnis von Bundeswehrrekrut*innen vor dem Charlottenburger Schloss geben würde, wie es sich Brigadegeneral Uchtmann am Montag wünschte - jetzt wo man auch in der Hauptstadt auf weniger Ablehnung gestoßen ist, als vor der Krise beim Landeskommando angenommen.

Die Ankündigung, dass die derzeit noch 800 Soldat*innen von ihrer Tätigkeit in Berliner Gesundheitsämtern und Impfzentren zurück zu ihren Kommandos beordert werden müssten, hatte vor einer Woche für große Aufregung gesorgt - denn wie die Lücken gefüllt werden sollen, steht weiterhin in den Sternen. Kann man sich überhaupt einen sinnvolleren Einsatz von Soldat*innen vorstellen? Es heißt schließlich, dass viele Menschen die Krise nutzten, um sich beruflich umzuorientieren. Diese Chance sollte man auch den Bundeswehrangehörigen zugestehen. Vielleicht finden sie auf diesem Weg ja doch noch das richtige Betätigungsfeld.