Es wirkt, als gehe es schon bald gerechter zu in der globalen Wirtschaft. Mit dem von den Finanzministern der G7-Staaten in London beschlossenen globalen Mindeststeuersatz von 15 Prozent sollen Konzerne künftig dort Steuern zahlen, wo sie produzieren oder ihre Gewinne einfahren. Das wurmt Länder wie Irland und Luxemburg, in denen Apple, Google und Amazon teils mit als Scheinrepräsentanzen ansehbaren Unternehmen ihre europäischen Gewinne zu Niedrigststeuersätzen durchschleusen.
Ein Ende des auch Heuschrecken- oder Raubtierkapitalismus genannten rücksichtslosen Wirtschaftens ist dieser Vorstoß leider noch nicht. Das liegt nicht nur an der geringen Anzahl der Länder, die konzeptionell an der Untergrenze eines sinnvollen Steuersatzes agieren. Der vor dem G7-Gipfel zur Diskussion stehende Vorschlag dürfte ohne breite Unterstützung der G20-Länder oder der 38 Länder starken Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD anfangs mehr Wettbewerbsnachteil als eine Lösung für das Kernproblem sein. Dass die Idee nicht aus einem Verantwortungsbewusstsein heraus geboren wird, sondern unter dem Druck von finanziellen Schwierigkeiten als Folge der Corona-Pandemie, wirft einen Schatten auf das lobenswerte Ansinnen.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1152904.steuermodelle-nicht-zu-frueh-loben.html