»Ich war hier«
Es geht doch. Jedenfalls auf wissenschaftlicher und kultureller Ebene. Mag es auch in der großen Politik Streit, Zerwürfnisse, gegenseitige Anschuldigungen geben - die Menschen dies- und jenseits der Grenzen, im Westen wie im Osten, wollen ein friedvolles Miteinander. Gerade auch ob der schrecklichen Erfahrung eines mörderischen Krieges vor über acht Jahrzehnten, angezettelt vom faschistischen Deutschland. Am vergangenen Mittwoch wurde in der russischen Botschaft in Berlin die russischsprachige Ausgabe »Zdjes byl« eines Bild-Text-Bandes von Karin Felix präsentiert, der auf dem deutschen Buchmarkt vor drei Jahren unter dem Titel »Ich war hier« erschienen ist. Die langjährige Mitarbeiterin des Besucherdienstes des Deutschen Bundestages hat die Inschriften und Graffitis entziffert, studiert und dokumentiert, mit denen sich Sowjetsoldaten nach der Eroberung/Befreiung Berlins an den Wänden des Reichstagsgebäudes verewigt hatten; auch Zeitzeugen ausfindig gemacht. Eine wahre Kärrnerarbeit, für die sie vom Publikum in der Botschaft, darunter Veteranen, Überlebende der Leningrader Blockade, viel Beifall erhielt.
Der russische Botschafter Sergej J. Netschajew erinnerte an den Opfermut nicht nur der Soldaten der Roten Armee, »die eine multinationale war, ebenso wie das Sowjetvolk multinational war«, sondern auch an die Opferbereitschaft der Menschen im Hinterland, die alles gaben, »auch für die Befreiung Europas«. Deutsche und Russen hätten einen langen Weg der Versöhnung zurückgelegt, der nicht wieder blockiert werden sollte. Netschajew wünschte sich ein »friedliches Europa von Lissabon bis Wladiwostok«. Klaus Ernst, Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaft und Energie des Bundestages, der ebenfalls die - von Gazprom sowie Bundestag und russischer Staatsduma gesponserte - russische Ausgabe des Bandes würdigte, betonte: »Ein starkes Europa ist ohne Einbeziehung Russlands nicht möglich.« Frieden und Wohlstand in Europa sei nur mit Russland realisierbar. ves
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